Dieser Biathlet würde sich wohl freuen, würde aus der Bewerberstadt Almaty eine Olympiastadt werden.

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In Peking und Umgebung wartet man auf die Entscheidung oder auf den Bus.

Foto: REUTERS/Jason Lee

Kuala Lumpur – Es ist Thomas Bachs Premiere. Erstmals darf der deutsche Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) den Zettel mit dem Namen eines Olympia-Ausrichters aus dem Umschlag ziehen. Vieles deutet daraufhin, dass auf dem Zettel "Peking" stehen wird. Es geht um die Winterspiele 2022. Chinas Hauptstadt gilt bei der heutigen Wahl in Kuala Lumpur als Favorit, hat nur einen Konkurrenten: Almaty (Kasachstan).

Egal, wer gewinnt, die Kritik am Ausrichter ist gewiss. China und Kasachstan stehen wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Bach weiß das natürlich auch, sagt aber: "Wir haben in Peking und Almaty zwei hervorragende Kandidaten." Die Kandidaten schlechtreden, käme nicht gut. Die Entscheidung fällt noch nicht unter Bachs "Agenda 2020", die nach der Wahl des Deutschen zum IOC-Chef im September 2013 beschlossen wurde. Das Programm beinhaltet etwa die Kostenreduzierung und die Transparenz im Bewerbungsprozess. Das IOC drängte jedenfalls darauf, dass sich beide Bewerber den Regeln unterwerfen.

Peking, Gastgeber der Sommerspiele 2008, will die Spiele dazu nutzen, den gigantischen chinesischen Markt für den Wintersport zu erschließen. Ein Faktum, das wohl für die Chinesen spricht.

Weite Wege

Eher nicht für Peking sprechen die weiten Wege zwischen den Sportstätten. In drei Regionen sollen die Spiele stattfinden, zum Teil sind sie bis zu 160 Kilometer von Peking entfernt. Die hohen Kosten für die Hochgeschwindigkeitsverbindungen dorthin sind nicht im Bewerbungsbudget von etwas mehr als drei Milliarden Euro eingerechnet. Mehrere Dörfer müssten umgesiedelt werden, der Schnee in den nicht geraden hochalpinen Gemeinden müsste zu einem hohen Anteil künstlich hergestellt werden.

Eine andere Herangehensweise verfolgt das seit Jahren autoritär von Präsident Nursultan Nasarbajew geführte Kasachstan: alle Austragungsorte innerhalb von 30 Kilometern, Naturschnee und die Tradition als frühere Wintersporthochburg. Trotz des großen Reichtums an Bodenschätzen plagen das Land allerdings finanzielle Probleme. Nasarbajew hielt sich zudem in den vergangenen Monaten auffallend zurück, wenn es um Olympia ging. Ein möglicher Grund: China investierte zuletzt viele Milliarden in ein Öl- und Gasfeld am Kaspischen Meer.

Erstmals in der Geschichte werden die Olympischen Spiele dreimal hintereinander in Asien stattfinden, nachdem 2018 Pyeongchang (Südkorea) Gastgeber ist und die Sommerspiele 2020 in Tokio steigen. Für 2022 hatten sich ursprünglich auch Krakau, Stockholm, Lwiw und Oslo beworben. Alle Städte zogen aber zurück. So bleibt die Wahl zwischen "Bleib authentisch" (Slogan von Almaty) und "ein wunderbares Wiedersehen auf Schnee und Eis" (Peking). Die rund 100 IOC-Mitglieder haben die Qual der Wahl. (sid, rie, 30.7.2015)