Bradley Cooper in der Netflix-Serie "First Day of Camp".

Foto: Netflix /Screenshot

Wien – Bevor Bradley Cooper zum "Sexiest Man Alive", Paul Rudd zu "Ant-Man" und Amy Poehler zum Comedy-Star wurde, waren sie im Jahr 2001 allesamt in "Wet Hot American Summer" zu sehen. Hierzulande weitgehend unbekannt, avancierte die im Kino gefloppte Sommercamp-Satire im US-Fernsehen zu Kult. Grund genug für Netflix, die nun berühmtere Truppe für eine achtteilige Serie wieder zusammenzutrommeln. Seit Freitag sind alle Folgen auf Netflix abrufbar.

Der Gag dabei: 14 Jahre später ist "Wet Hot American Summer: First Day of Camp" als Prequel zwei Monate vor dem ursprünglichen Film angesiedelt. Erzählte der vom letzten Tag der irrwitzigen Betreuer und altklugen Kinder im fiktiven Camp Firewood in Maine im Jahr 1981, schildern Michael Showalter und David Wain nun in acht Folgen, wie alles mit dem ersten Camp-Tag begann. Und die teils mittlerweile berühmten Schauspieler, die schon 2001 zu alt waren, um jugendliche Betreuer zu spielen, sind wieder an Bord, um nun eben in ihren Vierzigern hormongesteuerte Teenager darzustellen.

Lose Sketch-Struktur

Allein diese Prämisse macht "First Day of Camp" bereits ziemlich lustig. Vorausgesetzt, man kann über älter gewordene Comedy-Stars in furchtbar schlechten Perücken, knallbunten Outfits und weißen Stutzen lachen. Wie schon die Kultkomödie ist die Serie von trockenem Humor und liebenswert schrägen Charakteren geprägt, persifliert mit von Ernst in Lächerlichkeit umschlagenden Szenen typisch US-amerikanische 80er-Jahre-Camp-Filme und funktioniert nach einer losen Sketch-Struktur.

In ebendieser erfahren wir nun, wie alles begann: Wie die hübsche Katie (Marguerite Moreau) mit dem angeberischen Ungustl Andy (großartiger Auftritt und als einziger kein bisschen gealtert: Paul Rudd) enden konnte und welcher Frau Coop (Co-Schöpfer Showalter) zu Sommerbeginn ursprünglich hinterhergelaufen ist; wie die Welt zwischen der neurotischen Bastlerin Gail von Kleinenstein (Molly Shannon) und dem cholerischen Kantinenkoch Gene (Christopher Meloni) vor der Scheidung bzw. sogar noch vor der Heirat kurzzeitig in Ordnung war; und dass Lindsay (Elizabeth Banks) eigentlich eine eingeschmuggelte Musikjournalistin ist, die ein Feature über das Camp-Leben schreiben soll.

Mit "Mad Men"-Star Jon Hamm

Verwoben werden die ersten Interaktionen untereinander sowie mit den ankommenden Camp-Kindern – die man im realen Leben wohl nie dieser Horde anvertrauen würde – mit Proben für ein semiprofessionelles Musical und mit einer riesigen Verschwörung, die radioaktiven Abfall und einen von US-Präsident Reagan gesandten Attentäter beinhaltet. Neben "Mad Men"-Star Jon Hamm als auf die Camper angesetzter Killer, Jason Schwartzman als rechte Hand von Camp-Leiterin Beth (Janeane Garofalo) und John Slattery als abgehalfterter Musical-Produzent sind auch Lake Bell, Kristen Wiig, Michael Cera und sogar Weird Al Yankovic neu dabei.

Damals wie heute herausstechend und mit der wohl interessantesten Vorgeschichte: Amy Poehler ("Parks and Recreation") und Bradley Cooper ("Silver Linings Playbook") als unschlagbar schräges, pseudofröhliches Duo, das mit erzwungener Professionalität ein Camp-Musical auf die Beine stellt. Sind Susie und Ben im Prequel ein körperliche Nähe vermeidendes Paar, wird Ben am Ende des Sommers den hübschen McKinley (Michael Ian Black) in einer geheimen Zeremonie am See heiraten. Und "First Day of Camp" zeigt, wie das erste Treffen der beiden die Romanze in Gang bringt.

Nostalgie als Reiz

Nicht die teils nonexistente, teils absurde Handlung, sondern Nostalgie macht den Reiz von "First Day of Camp" aus. Mehr noch als der Konnex zum ursprünglichen Film ist es die Freude alle paar Minuten, ein bekanntes Gesicht zu sehen: Da ist der heutige Hollywoodstar, der heimlich in der Hütte schmust, dort der Marvel-Superheld, der ein seltsames Balz-Ritual abzieht, hier die Wes-Anderson-Muse, die aus einem radioaktiven See kostet. Gemeinsam kreieren sie eine absurdkomische, liebenswerte Atmosphäre, in der jeder nur so alt ist, wie er sich fühlt. Nicht zuletzt ist Camp Firewood mehr als nur ein Camp: "Es ist ein Lebensgefühl." (APA/Angelika Prawda, 31.7.2015)

Trailer:

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