Mailand – Bereits im Oktober sollen 40 Prozent der Poste Italiane privatisiert sein. Die Hauptversammlung des bisher zur Gänze vom Schatzamt kontrollierten Postkonzerns hat am Wochenende den Börsengang abgesegnet. Es handelt sich um die erste Privatisierung im laufenden Jahr. Auch ist der Börsengang mit einem erwarteten Erlös von bis zu vier Milliarden Euro heuer das größte IPO (Initial Public Offering) an der Mailänder Börse.

Mehr Umsatz und Gewinn im Halbjahr

Poste Italiane hat bis Juni bei einem von 15 auf 16 Milliarden Euro erhöhten Umsatz den Gewinn auf 435 Millionen Euro verdoppelt. Ausschlaggebend für den Gewinnsprung war ein verringerter Kostenaufwand (4,2 Milliarden Euro) und weniger Steuern.

Die Finanzdienstleistungen wie Bancoposta und der Kreditkartensektor Postepay, die "Attraktion" des Postkonzerns, konnten das operative Ergebnis im ersten Halbjahr um 49 Prozent auf 468 Millionen Euro erhöhen. Auch der Versicherungssektor Poste Vita, Italiens größter Lebensversicherer, legte zu.

Hoffnungsträger Vermögensverwaltung

Hoffnungsträger für die Poste Italiane ist das Asset Management. Der Postkonzern verwaltet bereits ein Sparvermögen von 469 Milliarden Euro und hat kürzlich zehn Prozent der Anteile an dem Asset-Management-Unternehmen Anima erworben. Weniger positiv schloss der traditionelle Korrespondenzsektor mit einem um 6,5 Prozent verringerten Umsatz ab. Postchef Francesco Caio kündigte eine von der Regulierungsbehörde Agcom genehmigte Revolution im Briefverkehr an. Die Briefmarkengebühren werden von 80 auf 95 Cent erhöht. Die Zustellung muss innerhalb von vier Tagen erfolgen. Dieses Versprechen einzuhalten ist laut Kennern mehr als schwierig. Für die Eilpost gelten künftig freie, vom Markt bestimmte Tarife. Sparmaßnahmen sehen vor, dass der Zustelldienst in bevölkerungsarmen Gebieten nur alle zwei Tage erfolgt. (Thesy Kness-Bastaroli, 3.8.2015)