Bild nicht mehr verfügbar.

Mansur wird von Hardlinern vor allem wegen der Bereitschaft zu Friedensgesprächen mit Kabul und seiner engen Verbindungen zu Islamabad kritisiert.

Foto: REUTERS

Fotos zeigen einen stämmigen Mann mit schwarzem Bart und finsterem Blick. Allzu viel ist nicht bekannt über Mullah Akhtar Mohammed Mansur, den neuen Führer der afghanischen Taliban und Nachfolger des legendären Taliban-Gründers Mullah Omar. Er gilt als Pragmatiker und vergleichsweise gemäßigt – aber natürlich ist auch er keine harmlose Friedenstaube, sondern ein Machtmensch, der auch über Leichen geht.

Nicht wenige glauben, dass dieser Mann nach 14 Jahren den Krieg am Hindukusch endlich beenden und den Weg zum Frieden ebnen könnte. Zwar rief Mansur seine Anhänger zum Kampf auf, aber anders als Omar gilt er auch als Befürworter von Verhandlungen mit der afghanischen Regierung. Ob der neue Taliban-Boss die Militanten auf Friedenskurs steuern kann, hängt davon ab, ob es ihm gelingt, die Taliban hinter sich zu vereinen. Das ist keineswegs ausgemacht.

Lange Geheimhaltung

Zwar war er schon seit längerem De-facto-Chef der Taliban, aber es war Omar, der sie zusammenhielt. Nicht nur Mansur, sondern auch andere Taliban-Führer haben deshalb offenbar Omars Tod über Jahre geheim gehalten. Nun, da er auch offiziell tot ist, bricht der Machtkampf offen aus. Vor allem die Hardliner um Omars Familie wollen ihm nicht den Titel "Führer der Gläubigen" zuerkennen.

Geboren wurde der Paschtune in der Provinz Kandahar, die als Wiege der Taliban gilt. Die Altersangaben reichen von 48 bis 52. Omar lernte Mansur als junger Mann an der Koranschule Darul Uloom Haqqania in Pakistan kennen, wo er 1994/95 studierte. Später schloss er sich dem Kampf der Taliban gegen die Warlords in Afghanistan an und befehligte dann unter dem Taliban-Regime (ab 1996) als Minister die Luftwaffe. Auch Al-Kaida-Chef Osama bin Laden soll er in jener Zeit persönlich getroffen haben.

Vizechef seit 2010

Nach dem Sturz der Taliban 2001 folgte er Omar ins Exil nach Pakistan. Mit der Tötung oder Verhaftung zahlreicher hochrangiger Taliban stieg er allmählich in den Rängen auf und wurde 2010 schließlich Omars Vize.

Seine erste Sorge dürfte nun sein, seine Machtposition zu festigen und die Revolte in den eigenen Reihen zu ersticken. Dabei kann er auf Hilfe von Pakistan setzen, das seine Wahl zum Taliban-Boss kräftig befördert haben soll. Mansur werden enge Beziehungen zu pakistanischen Militärkreisen nachgesagt, was ihm bei einigen Militanten allerdings den Ruf eintrug, eine "Marionette" Islamabads zu sein. (Christine Möllhoff, 2.8.2015)