Einen Gletscher zu besteigen ist nicht die einzige Herausforderung für die Simulationsteilnehmer. Unter anderem soll auch ein 3D-Drucker für Zahnimplantate getestet werden – für Krisenfälle in Regionen, die noch nie zuvor ein Dentist gesehen hat.

Foto: ÖWF/Paul Santek

Kaunertal – Die "Analogastronauten" des Österreichischen Weltraum Forums sind wieder unterwegs: Mit dem Anziehen von 45 Kilogramm schweren Simulationsraumanzügen haben zwei Versuchtsteilnehmer am Montag die Mars-Simulation "Amadee 15" des ÖWF gestartet. Zwei Wochen lang soll eine 14-köpfige Crew am Kaunertaler Gletscher in Tirol die Untersuchung eines Blockgletschers simulieren, erklärten die Verantwortlichen am Montag bei einer Pressekonferenz am Gletscher.

"Vor rund drei Millionen Jahren hatte der Mars Wasser an seiner Oberfläche. Bis jetzt sind davon noch Blockgletscher, also Eis unter der Fels- bzw. Sandoberfläche vorhanden", erklärte ÖWF-Vorstand Gernot Grömer. Diese Blockgletscher seien jenen im Kaunertal recht ähnlich, weshalb sich dieses Gebiet besonders für eine Mars-Simulation eigne. "Auf diesem Eis könnte Leben am Mars existieren", fügte Grömer hinzu.

Vorbereitung für den Ernstfall

Welche technischen Herausforderungen auf eine bemannte Marsexpedition warten, müsse jedoch jetzt schon erforscht werden. "Jede Krisensituation, die wir hier haben, können wir am Mars dann vermeiden", meinte der ÖWF-Vorstand. Insgesamt sollen bei der Simulation, an der 19 Nationen beteiligt sind, zwölf Experimente aus den unterschiedlichsten Bereichen durchgeführt werden. So soll neben der Untersuchung des Eises auch eine neuartige Dampfdusche getestet und ein 3D-Drucker für Zahnimplantate im Weltall ausprobiert werden.

Bereits in 20 bis 30 Jahren rechnen die Forscher mit dem ersten bemannten Marsflug. "Rein von der technischen Perspektive betrachtet, wäre eine bemannte Marsexpedition schon jetzt möglich", so Grömer. Rund 1.000 Tage werde eine Marsexpedition dauern, blickte der ÖWF-Vorstand in die Zukunft. 400 Tage würde die Hin- und Rückreise in Anspruch nehmen. "Aus dem am Mars bereits vorgefundenen Permafrost kann man Wasser gewinnen und das CO2 aus der Atmosphäre kann man für die Herstellung von Treibstoff für die Rückreise verwenden", erklärte Grömer.

Das Problem an einem bemannten Marsflug sei jedoch die Finanzierung. Letztendlich werde es eine politische Entscheidung sein, wann die erste Marsmission startet, meinte Grömer. Trotzdem sei er davon überzeugt, dass der erste Mensch am Mars bereits geboren wurde. "Unsere Zeit wird als jene Zeit in Erinnerung bleiben, in der wir zu neuen Welten aufgebrochen sind", resümierte der ÖWF-Vorstand. (APA/red, 3. 8. 2015)