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Bei intensiver Handynutzung in schlechter Haltung drohen Schulterprobleme.

Foto: APA / EPA / ROLEX DELA PENA

Rund zehn Prozent der Österreicher und Österreicherinnen klagen über chronische Schmerzen im Schulterbereich: Tendenz steigend. Als Hauptursache galt bisher die tägliche Arbeit am Computer.

"Doch die intensive Nutzung von Tablet-PCs, iPads und Smartphones verstärken die Problematik noch zusätzlich, da oft stundenlang in einer ungünstigen Körperhaltung, wie beispielsweise am Sofa oder irgendwo mobil, gearbeitet wird", sagt Rheumatologe Thomas Schwingenschlögl.

Beweglichstes Gelenk

Die Schulter ist das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers. Das macht sie aber leider auch sehr anfällig. Die Folge sind Überbelastungen der Sehnen, Schleimbeutel und Muskeln, die zu Schmerzen führen. Präventiv empfiehlt Schwingenschlögl daher allen Usern, die häufig mobile Endgeräte über einen längeren Zeitraum verwenden, zumindest halbstündlich eine Pause einzulegen, ein paar Lockerungsübungen zu machen oder mit den Schultern zu kreisen.

Zudem sollte unbedingt für einen regelmäßigen Bewegungsausgleich gesorgt werden. Falls Beschwerden schon vorhanden sind, die länger als vier Wochen andauern, sollte unverzüglich ein Spezialist aufgesucht werden. Denn durch eine rechtzeitige Behandlung ist die Chance groß, dass die Probleme dauerhaft zum Verschwinden gebracht werden. Sind die Schmerzen chronisch, steht nicht selten ein langwieriger Heilungsprozess bevor.

Häufig: Impingement-Syndrom

Die Ursachen von Schulterbeschwerden können vielfältig sein und müssen daher vor Beginn einer Therapie exakt differenziert werden. Eine der häufigsten Erkrankungen des Schultergelenks ist das sogenannte Impingement-Syndrom (Engpass-Syndrom), das meist um das 50. Lebensjahr auftritt, bei Frauen gleich häufig wie bei Männern.

"Bei Menschen, die sich sehr einseitig bewegen, wie beispielsweise bei immer wiederkehrender manueller Tätigkeit oder bei einer intensiven iPad- und Handy-Nutzung, kann man diese chronischen Schulterschmerzen auch schon wesentlich früher beobachten", berichtet Schwingenschlögl.

Für das Drehen und Heben unserer Arme sind mehrere Muskeln, die sogenannte Rotatorenmanschette, zuständig. Schon bei der gesunden Schulter haben diese Muskeln zwischen dem Oberarmkopf und dem darüberliegenden Schulterdach nur wenig Platz. Ist durch eine Erkrankung der Schulterraum verengt, reiben die Sehnen bei jeder Bewegung am knöchernen Schulterdach, werden eingequetscht und verursachen erhebliche Schmerzen.

Für das sogenannte Impingement-Syndrom gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten. Bei akut auftretenden Beschwerden steht die medikamentöse Behandlung im Vordergrund. Sie erfolgt mit Antirheumatika, die entzündungshemmend und schmerzstillend wirken.

Neben der oralen Verabreichung hat sich vor allem die Gabe von Infusionen mit hochdosiertem Vitamin-B-Komplex als besonders effizient erwiesen. Zudem gibt es noch eine Vielzahl von wirksamen Begleittherapien, die je nach genauer Diagnose bestimmt werden. Operative Maßnahmen kommen beim Impingement-Syndrom eher später zum Einsatz.

Mysteriös: die "Frozen Shoulder"

Als "Frozen Shoulder" bezeichnet man eine weitgehend schmerzbedingte Aufhebung der Beweglichkeit des Schultergelenks. Die Schulter ist wie "eingefroren". Diese Krankheit tritt bei Frauen und Männern gleich häufig auf, meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Oft sind beide Schultern gleichzeitig betroffen.

Als Ursache sind Schäden an der Rotatorenmanschette, also den Muskeln in der Schulter, Verengungen des Schulterraumes, Verletzungen und Operationen zu nennen. Oft tritt die Schultersteife aber spontan ohne erkennbare Ursache auf. Besonders häufig bei Diabetikern, Schilddrüsen- und Fettstoffwechselstörungen.

Die Schmerzen sind meist so dramatisch, dass jede noch so kleine Bewegung extrem schmerzt. Die Betroffenen sind somit völlig hilflos und brauchen Hilfe beim Anziehen und der Körperpflege. Auch das Liegen auf der Schulter ist unmöglich. Rasche Erleichterung verschaffen entzündungshemmende Injektionen in die Schulter, Antirheumatika und Schmerzmittel. Erst bei Abklingen der akuten Beschwerden beginnt die physikalische Therapie.

Frühzeitig abgenutzt: Omarthrose

Eine weitere häufige Erkrankung ist die Abnützung des Schultergelenkes, die Omarthrose. Den Knorpelabrieb findet man am Oberarmkopf und/oder der Schultergelenkspfanne. Wiederholte Verletzungen, Knochenbrüche, Schulterluxationen und extreme Überlastungen führen zu einer frühzeitigen Abnützung. Neben Schmerzen in der Schulter und im Oberarm, die sowohl bei Ruhe als auch Bewegung und häufig auch nachts auftreten, ist die Beweglichkeit der Schulter und damit auch des Armes eingeschränkt.

Zur Behandlung stehen hochwertige Knorpelaufbaupräparate zur Verfügung. Hyaluronsäure, welche direkt in das Gelenk gespritzt wird, regt die Bildung von neuem Knorpel an und regeneriert das Gelenk. Zusätzlich werden orale Knorpelaufbaumittel wie Chondroitin- und Glucosaminsulfat ebenso wie Diacerein gegeben. Neben lokalen Wärmeanwendungen ist wieder die Heilgymnastik unverzichtbar, um die Gelenkbeweglichkeit zu fördern. Bei schweren Abnützungen stehen operative Maßnahmen mit Einsetzen eines künstlichen Schultergelenks zur Verfügung.

Entzündete Gelenke: Rheuma

Die meisten Menschen denken bei Rheuma an die Hände oder an die Fingergelenke. Was viele nicht wissen, ist, dass die Schulter häufig von Rheuma betroffen ist.

Chronische Gelenksentzündungen wie die rheumatoide Arthritis, die Psoriasisarthritis (Kombination Schuppenflechte mit Gelenksentzündung), der Morbus Bechterew (Entzündung der Wirbelsäule) und die Kollagenosen, eine Gruppe von Autoimmunerkrankungen, können auch zu einer Entzündung im Schultergelenk führen. (red, 4.8.2015)