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Gefragter Mann: Dominic Thiem.

Foto: apa/fohringer

Die mühsamen Jahre eines Tennisprofis hat Dominic Thiem hinter sich. Vorbei die Zeiten, als sich der 21-jährige Niederösterreicher auf Plätzen bar jeden Glamours für eine Handvoll Dollar verdingte, als seine Familie eine Wohnung abstieß, um die kostenintensive Karriere des Sprösslings zu finanzieren. 2015 erreicht der Return on Investment seinen bisherigen Höhepunkt. Mehr als 700.000 Dollar hat Thiem, der seit jeher nichts anderes als Tennisprofi werden wollte, seit Saisonbeginn eingespielt. Für den anschwellenden Cashflow interessiert sich der Youngster kaum, für die aktuelle Weltrangliste schon eher. Und die warf ihn am Montag auf Rang 21, also einem neuen Karrierehoch, wohlgemerkt als bester Spieler seines Alters, aus.

Just als er in Österreich nach seinen Niederlagen im Daviscup ins Visier der Kritiker geriet, man ihm Nervenstärke absprach, lief Thiem zu neuer Höchstform auf. Er kam, wie er selbst sagt, ins Rollen, gewann in Umag und Gstaad zwei ATP-Turniere in Folge. Ein Sinnbild für seinen bisherigen Werdegang. Neben eindrucksvollen Schlägen von der Grundlinie zeichnen den Österreicher vor allem seine analytischen Fähigkeiten aus. Verlorene Spiele steckt er nicht nur weg, er lernt aus ihnen. Kein Jammern nach Niederlagen, keine flotten Sprüche nach Siegen, stets Realist. Thiem weiß sich und seine Leistungen einzuschätzen, ein Blick auf sein Facebook-Profil unterstreicht den Eindruck. Das macht ihn auf der ATP-Tour nicht nur zum Sympathieträger, sondern auch zum geschätzten Trainingspartner. Im April lud Branchenprimus Roger Federer den Österreicher zum mehrtägigen Training in die Schweiz ein. Quasi ein Ritterschlag im Zeichen der Filzkugel. Nach dem Dienst beim Bundesheer und einem in der Folge misslungenen Saisonstart der vielleicht entscheidende Impuls für den Höhenflug. Beschleunigtem Lernen seien die Tage mit der Tennis-Ikone gleichgekommen.

Weiß Gott wie überraschend kommt der Aufstieg in die Weltspitze nicht: Experten wie der US-amerikanische Tennisguru Nick Bollettieri sagen dem Sohn eines Trainerehepaars aus Lichtenwörth schon seit seiner Jugend eine große Karriere voraus. Bislang konnten lediglich Erkrankungen den Weg nach oben unterbrechen. "Bleibt Dominic über einen längeren Zeitraum gesund, wird er sich schnell verbessern", sagte sein Trainer Günter Bresnik im Sommer 2013 zum Standard. Er sollte mit seiner Prognose recht behalten. (Philip Bauer, 3.8. 2015)