Salzburg – "Wir haben kaum atmen können und stark geschwitzt", schilderte ein 25-jähriger syrischer Flüchtling die Fahrt in einem Kleintransporter nach Österreich. Er war Anfang Juni bei etwa 30 Grad Celsius mit 25 weiteren Flüchtlingen von zwei Verkehrspolizisten in Eugendorf in einem Kastenwagen entdeckt worden. Die beiden ungarischen Männer, die den Transporter fuhren, saßen am Montag wegen Schlepperei vor dem Landesgericht Salzburg.

Die Staatsanwaltschaft warf den 42 und 46 Jahre alten Männern vor, insgesamt 26 Flüchtlinge zumindest von Graz bis nach Eugendorf bei Salzburg gefahren zu haben. Die Flüchtlinge waren in dem 5,7 Quadratmeter großen Laderaum des Transporters zusammengepfercht gewesen. Beide Männer bekannten sich am Montag vor Gericht schuldig.

"Mischa" bot 250 Euro für die Fahrt

Sie hätten die Flüchtlinge aber nicht nach Österreich geschleppt, sondern seien erst in der Nähe von Graz in den Transporter gestiegen, versicherten sie. Ein Rumäne namens "Mischa" hätte sie beauftragt und von Budapest dorthin gefahren, übersetzte eine Dolmetscherin den 46-jährigen Erstangeklagten. "Es hieß, dass wir acht bis zehn Personen in einem Kleinbus von Graz nach Salzburg fahren sollen." 250 Euro habe er dafür bekommen, den Wagen zu fahren. Die 2.300 Euro Bargeld, die in dem Wagen sichergestellt wurden, seien sein Geld gewesen, dass er Tage zuvor von seinem Konto abhoben hatte, erklärte der Angeklagte. Staatsanwältin Barbara Fischer ging aber davon aus, dass es sich um den Fuhrlohn handelte.

Ob er gewusst habe, dass es sich um Personen handle, die nicht berechtigt waren, nach oder durch Österreich zu reisen, fragte Richter Roland Finster. "Ja", antwortete der 46-jährige Fahrer. Aber er habe nicht gewusst, dass es so viele waren. Nach der ersten Mautstelle hätten die Flüchtlinge zu klopfen begonnen. Daraufhin habe er die Autobahn verlassen und sei zu einem Feldweg in der Nähe eines Waldes gefahren, wo der Transporter in einem Graben steckengeblieben sei. Er habe "Mischa" angerufen, um ihm zu sagen, dass sie anhalten. "Misa hat mit mir am Telefon geschrien, warum wir stehenbleiben", betonte der 46-Jährige.

"Es waren wirklich viele"

Sein Beifahrer habe in der Zwischenzeit die Flüchtlinge für eine WC-Pause aus dem Wagen gelassen. Erst da sei ihnen bewusst geworden, dass viel mehr Menschen in dem Laderaum waren, schilderte der Angeklagte. "Es waren wirklich viele. Ich habe damit nicht gerechnet", betonte der mitangeklagte Beifahrer vor Gericht. Der 42-jährige Ungar schilderte den Ablauf der Fahrt wie sein Mitangeklagter. Zu den Zuständen im Kastenwagen erklärte der 42-Jährige, die Flüchtlinge hätten im Laderaum Wasser gehabt und es hätte eine Lüftung gegeben. "Ich habe nicht genau geschaut, wie sie dort Platz haben. Sie sind schnell wieder eingestiegen." Nach dem Stopp seien die Flüchtlinge wieder in den Kastenwagen eingestiegen, und sie seien weiter bis nach Eugendorf gefahren. Dort hätten sie laut Auftraggeber das Auto auf dem Parkplatz eines Fastfood-Restaurants abstellen sollen. Doch die Polizei hielt sie vorher auf.

Flüchtlingsziel Deutschland

Einer der Insassen des Kastenwagens bestätigte die Aussage der beiden Angeklagten, dass bei einem Waldstück eine Pause eingelegt worden sei und die Flüchtlinge ausgestiegen hätten können. Doch vorher hätte es keinen Stopp gegeben. Sie seien vorher lange Zeit zu Fuß gegangen, deshalb wisse er nicht mehr, in welchem Land sie in das Fahrzeug eingestiegen seien, erklärte der 25-jährige Syrer mithilfe eines Dolmetschers. Eingestiegen seien sie um 5.30 Uhr, die Panne dürfte gegen 13 Uhr passiert sein. Das Reiseziel sei Deutschland gewesen. Der Syrer bestätigte auch, dass es im Laderaum Wasser gegeben habe, zehn bis 20 Flaschen, sagte er.

Auch die Aussage eines Polizisten ließ die Beteuerung der Angeklagten, erst in Österreich losgefahren zu sein, wanken. Es sei eine ungarische Mautquittung, die um 7.00 Uhr gelöst wurde, in der Brieftasche des Fahrers sichergestellt worden. Zudem hatte dieser auch die Quittung für die Autobahnvignette, die am selben Tag gekauft worden war, und die beiden österreichischen Mautzettel in seiner Geldbörse.

Am Nachmittag wurden noch weitere Insassen als Zeugen einvernommen. Die beiden Ungarn sind am Montagabend wegen Schlepperei zu teilbedingten Haftstrafen noch nicht rechtskräftig verurteilt worden. Der Erstbeschuldigte erhielt zwei Jahre Haft, davon sechs Monate unbedingt. Sein Komplize bekam ein Jahr Haft, davon ein Monat unbedingt. Die Angeklagten nahmen die Urteile an, die Staatsanwältin gab jedoch keine Erklärung ab. Deshalb sind die Urteile noch nicht rechtskräftig. (Stefanie Ruep, 3.8.2015)