Claudia Gamon (Neos) soll in den Nationalrat nachrücken.

Foto: Regine Hendrich

Wien – Die Parteirebellion fällt aus. Dafür sind die Neos zu jung, sagt Claudia Gamon. Die 26-jährige Vorarlbergerin war fast von Anfang an dabei, sie hat am Programm mitgearbeitet. 2012 war sie noch als Junge Liberale (Julis) in der Studentenpolitik aktiv und war zweimal deren Spitzenkandidatin bei den ÖH-Wahlen (2011 und 2013). Gamon hörte vom ambitionierten Projekt ihres Ländlemanns Matthias Strolz und bot Unterstützung an.

Kein Grund, frustriert zu sein

Die Julis sind Geschichte, aus ihnen wurden die Junos, die jungen Neos. Gamon ist zwar Juno, sieht sich aber als "Pensionistin", sie hat keine aktive Rolle mehr. Auch bei den Neos ist sie derzeit nur im Hintergrund tätig, ab Herbst soll sich das ändern. Zwischenrufe der Jungen gibt es selten: "Dazu geht es uns zu gut, um frustriert zu sein", sagt Gamon. Nachsatz: "Dann hätten wir die Partei schlecht mit aufgebaut."

Bei der Nationalratswahl hat es für ein Mandat nicht gereicht – läuft es nach Plan und Beate Meinl-Reisinger, derzeit Justizsprecherin und Spitzenkandidatin in Wien, zieht in den Landtag der Bundeshauptstadt, soll Gamon ins Parlament nachrücken.

Jung, weiblich, smart

Sie gilt als Nachwuchshoffnung: jung, weiblich, smart. Das ist die Zielgruppe der Pinken, und dort gibt es auch Aufholbedarf. Sie wollen gezielt Frauen ansprechen – als Wählerinnen und als Kandidatinnen. Die Kleinpartei hat mit Meinl-Reisinger nur eine Frau im Parlament. Die Parteiakademie Neos-Lab hat ein Mentoring-Programm entwickelt, um Frauen gezielt zu fördern.

Dass Politik eine Männerdomäne ist, schreckt Gamon nicht ab. Sie habe nie Probleme gehabt, sich Gehör zu verschaffen. Deswegen ist sie Mentorin und nicht Mentée. Denn: "Politik ist nicht das sympathischste Umfeld." Sie sei nie gezielt gefördert worden, aber: "Ich habe meine Coaches überall, ich habe keine Angst, mir Unterstützung zu holen", sagt Gamon.

Zur Politik verdammt

Etwas skeptisch sieht sie ihre zukünftige Tätigkeit im Parlament. Für Jungpolitiker ist es nicht leicht, abseits der Politik Fuß zu fassen. Aus Zeitgründen sei meistens nur ein Teilzeitjob möglich. "Es ist schwierig, darauf eine Karriere aufzubauen", sagt Gamon. Für sie ist das ein Widerspruch. So laufe man Gefahr, zum "Berufspolitikerdasein verdammt" zu werden, was sie keinesfalls will. Dabei sei es wichtig, dass junge Menschen in der Politik aktiv seien, damit die Probleme der jungen Menschen auch vertreten werden. "Auch wenn es traurig ist: Politiker sind nun mal Interessenvertreter", sagt die Vorarlbergerin.

"Danke, Wolfgang Schüssel"

Ihre Themen sind nahe an jenen von Parteichef Strolz: Bildung und Generationengerechtigkeit. Gamon studierte an der WU, darauf folgte ein Master für internationales Management. Die Hochschulpolitik kennt sie von innen und würde das gerne im Nationalrat vertreten. Obwohl sie sich für Studiengebühren einsetzt? Weil sie sich für Studiengebühren ausspricht, sagt Gamon. Die schwarz-blaue Koalition habe das "verhunzt", um einen Kompromiss zu finden. Es habe nichts mehr mit Hochschulfinanzierung zu tun gehabt, sondern mehr Kosten verursacht als Geld hereingebracht. "Das Thema ist jetzt tot. Danke, Wolfgang Schüssel."

Ein bisschen Cannabis-Rebellion

Ein bisschen Rebellion gab es dann doch bei den Junos. Ein Antrag über die Freigabe von Cannabis beim Parteitag im vergangenen Herbst, der wider Erwarten angenommen worden war, dominierte die Berichterstattung über die Kleinpartei. Doch dabei gehen die Junos laut Programm noch weiter: Sie sind für eine Liberalisierung aller Drogen, um dem internationalen Drogenmarkt das Geschäft zu nehmen. Das sei aber bloß ein Gedankenspiel, das nur global funktionieren würde, betont Gamon. (Marie-Theres Egyed, 5.8.2015)