Wer sich nach Einsamkeit sehnt, ...

Foto: PrivateIslandsOnline.com

... viel Kleingeld und noch mehr Geduld hat, ...

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... der hat derzeit die Qual der Wahl bei griechischen Inseln.

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Es ist der Stoff, aus dem Träume sind: Die Insel St. Athanasios, im Golf von Korinth gelegen, ist 11.000 Quadratmeter groß und mit Pinien und Olivenbäumen bewachsen. Eine Insel im Ionischen Meer wartet dafür mit einer kleinen Kirche und einem Haus auf. Um eine Ziegenherde kümmert sich ein Hirt aus der Umgebung, der alle vier Tage extra anreist.

So viel Auswahl wie jetzt gab es bei griechischen Inseln noch nie, sind sich Makler einig. Bis zu 150 Millionen Euro kostet das Stück Erde im Meer. Und glaubt man Medienberichten, hat schon fast alles, was Rang und Namen hat, zugeschlagen: Johnny Depp hat angeblich vor kurzem eine Insel in der Ägäis gekauft. Warren Buffett wurde nachgesagt, die Insel Agios gekauft zu haben, was dieser aber dementierte. Auch Brad Pitt und Angelina Jolie sollen auf der Suche sein.

Sie könnten es schwer haben: "Ausländer kommen praktisch nicht an eine Insel", sagte der deutsche Inselmakler Farhad Vladi kürzlich der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die bürokratischen Hürden seien enorm, bis zu 30 Genehmigungen für einen Inselkauf nötig. "Wir haben mehrfach versucht, mit griechischen Eigentümern Inseln zu verkaufen – beim fünften oder sechsten Genehmigungsantrag haben die Kunden aber keine Lust mehr", lässt er dem Standard ausrichten.

Insgesamt 6000 Inseln

Denn Verteidigungs-, Agrar- und Bauministerium sowie Naturschutzbehörden, Bezirksverwaltungen und die Kommune würden mitreden. Der Makler rät Ausländern deshalb davon ab, in eine griechische Insel zu investieren, "solange kein Umdenken in Athen stattfindet".

Dort werden unterdessen Privatisierungspläne gewälzt: 50 Milliarden Euro sollen unter anderem mit dem Verkauf von unbewohnten Inseln eingenommen werden. Rund 6000 Eilande gibt es laut Schätzungen insgesamt in Griechenland. Angeblich sollen demnächst 50, die dem Staat gehören, auf den Markt kommen.

"Wir evaluieren gerade den Marktwert einiger Inseln, bei denen wir davon ausgehen, dass die griechische Regierung sie demnächst auf den Markt bringen wird", berichtet das Maklerunternehmen Private Islands, das international tätig ist. Mit wirklich großen Abschlüssen rechnet in der Branche jedoch niemand, bis sich die Lage in Griechenland nicht stabilisiert hat.

Ferienhäuser gefragt

Bei Ferienimmobilien freuen sich Makler derzeit über großes Interesse von ausländischen Schnäppchenjägern. Der Markt wird von Experten optimistisch gesehen: Während es bei Erstwohnsitz-Wohnimmobilien einen "erheblichen" Preisabschlag gegeben habe, sei der Luxus- und gehobene Ferienwohnsitzmarkt von der Krise nicht im selben Ausmaß getroffen worden, berichtet etwa Georg Petras, geschäftsführen- der Gesellschafter von Engel & Völkers auf Rhodos.

In Rhodos rechnet der Makler damit, dass die Preise heuer stabil bleiben. "Und zum ersten Mal seit langem müssen Makler aktiv nach hochwertigen Immobilien suchen, was bedeutet, dass das entsprechende Angebot zunehmend knapp wird", sagt er. Denn der Neubau hinke hinterher.

Zwar wurde die Grunderwerbsteuer im Vorjahr gesenkt, um Käufer anzulocken. Stolpersteine gibt es trotzdem: Das Grundbuch wird in manchen Teilen Griechenlands noch namens- und nicht objektbezogen geführt – eine Ermittlung der Eigentümerverhältnisse kann also dauern.

Juristische Hilfe nötig

"Derzeit wird an der Einführung eines elektronisch geführten Katasters gearbeitet, das in manchen Regionen bereits in Betrieb ist", sagt Eleni Diamanti, Anwältin in Wien und Athen. Andernfalls müsse die Beschreibung der Liegenschaft in alten Verträgen überprüft werden, um sicherzugehen, auch tatsächlich die gewünschte Liegenschaft zu erwerben. Grundsätzlich rät sie beim Kauf eines Objekts zu einer juristischen Überprüfung. Wird diese durchgeführt, dann sei für Ausländer eine rechtliche Sicherheit gegeben.

Von skurrilen Begebenheiten weiß Andreas Ridder, Geschäftsführer von CBRE Österreich, zu berichten: Freunde hatten sich ein Haus auf der Kykladen-Insel Paros gekauft und wollten dafür Grundsteuer zahlen – sehr zur Überraschung der Behörden. "Sie haben das Geld dann auf ein Sonderkonto gelegt, wo es bis heute liegt." Er selbst wollte sich im Vorjahr dort ein Haus kaufen – und scheiterte an einer Maklerin, die zwar "wunderschöne Häuser" herzeigte, sich aber dann monatelang nicht meldete.

Der Markt sei derzeit langsam, weil es viele Unsicherheiten gebe, so Ridder. "Aber wenn es erst mal die Sicherheit gibt, dass Griechenland in der Eurozone bleibt, dann wird es wieder weitergehen." (Franziska Zoidl, 9.8.2015)