Was soll man sagen, die nächste Hitzewelle ist so verlässlich da, wie das Wimmerl auf der Nase beim ersten Date auftaucht.

Und obwohl sie schon ausreichend dokumentiert wurde, ist es eigentlich unmöglich, sie zu ignorieren. Die wunderbare kühle Woche zuvor war offensichtlich einfach zu schön, um wahr zu sein. Natürlich musste sie getoppt werden, mit täglich noch unangenehmer ansteigenden Temperaturen, als hätte da oben einer den Griller angeworfen. Das städtische Zusammenleben ist jetzt jedenfalls um viele neue und reizvolle Facetten reicher. Gemeinsames Schweißschwimmen ist nun nach den öffentlichen Verkehrsmitteln auch auf jeden privaten Indoorbereich ausgedehnt: Die Stadt heizt sich auf wie eine billige Heizdecke, und keiner zieht den verdammten Stecker.

Den Asphalt kann man getrost als einen großzügigen Hotstone-massageplatz oder, je nach Belieben, auch als Lavastein verwenden. Empfindliche Hundepfoten sind weder von der Hotstone- massage noch vom Lavagrill wirklich angetan, wer seinen Liebling also nicht in aller Herrgottsfrühe mit zu zeitiger und dann spätabends mit zu später Entleerung belasten möchte, sollte an Hundeschuhe denken ...

"Dress for the body you have, not for the body you like", ist ein zynischer Ratschlag, der bei 38 Grad massentauglich gekippt wird: Da ist es allen wurscht, was die anderen tragen, ja sogar, was man sich selbst über den Leib gezogen hat, ist vernachlässigbar.

Im Schwimmbad liegen Menschen unterschiedlicher Alters-und Bräunungsstufen und üben sich in Bronzestatuenmimikry. In den Wohnungen warten diverse Haustiere mit Nähebedürfnis, um sich an den schlüpfrigen heimkehrenden Wirtskörper zu schmiegen und originelle Haarstrukturen auf hitzebetroffenen Frauchen und Herrchen zu hinterlassen.

Ob die Fische etwas mit bekommen, weiß ich nicht, aber die Koi im feinen chinesischen Restaurant bei der Alten Donau wirken jedenfalls schläfrig. Die Biber werden aggressiv, die Hechte beißen, die Bienen sterben aus. Die Natur meint es wirklich ernst. (Julya Rabinowich, 7.8.2015)