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Thiem hat das Nachsehen.

Foto: APA/Fohringer

Kitzbühel – "Ich habe geil gespielt", sagte der 31-jährige Philipp Kohlschreiber, der überhaupt kein Problem damit hatte, den um zehn Jahre jüngeren Dominic Thiem vom Finale in Kitzbühel ferngehalten zu haben. 6:0, 7:6 (6) hat der Deutsche gewonnen, die Überlegenheit war vor allem im ersten Satz krass.

Im zweiten war Kohlschreiber auch dominant, Thiem hatte in der gesamten Partie keinen Breakball. Eine winzige Chance eröffnete sich im Tiebreak, er führte bei eigenem Aufschlag 6:5. Der Doppelfehler passte ins Bild, das 1:28 Stunden lang gemalt wurde. In Punkten war es sehr deutlich, 79:58 für Kohlschreiber. Nach zehn Siegen in Serie (ATP-Titel in Umag und Gstaad inklusive) ging dem topgesetzten Österreicher die Kraft aus. Schon im Achtel- und Viertelfinale wirkte er angestrengt, seine Klasse hat ihn ins Halbfinale gerettet. Trotzdem wird die ATP den Österreicher im neuen Ranking am Montag bereits auf Platz 17 führen

Kohlschreiber trifft im Finale am Samstag (13 Uhr) auf den französischen Qualifikanten Paul-Henri Mathieu. Der 33-Jährige schlug den Spanier Nicolas Almagro 6:4, 6:3, war erstaunt über sich selbst. "Das war nicht zu erwarten." Kohlschreiber stand 2012 im Endspiel, unterlag dem Niederländer Robin Haase.

Am Abgrund

"Der erste Satz war natürlich wieder ein schrecklicher Fehlstart. Der zweite war dann besser, aber alles in allem war er die ganze Zeit der bessere Spieler", konstatierte Thiem. "Ich habe keinen einzigen Breakball gehabt. Ich bin immer am Abgrund gewankt und habe mich irgendwie ins Tiebreak gerettet. Und dann habe ich beim Satzball einen Doppelfehler gemacht, der im Netz verhungert ist."

Natürlich sei die Spannung nach seinem großen Programm nicht mehr ganz so groß wie am Anfang gewesen. "Aber trotzdem habe ich mich spät, aber doch wieder sehr gut reingefightet." Dies sei aber auch gegen Andreas Haider-Maurer so gewesen. "Das kann nicht immer gutgehen, wenn man sich die ganze Zeit auf einem Drahtseil bewegt und die Gefahr ist, dass man das Break kriegt." Die nächste Station des Niederösterreichers ist nun Montreal, wo er kommende Woche an den Canadian Open teilnimmt.

Finalist Kohlschreiber bilanzierte naturgemäß etwas anders. "Der erste Satz war sicher grandios von mir: alles richtig gemacht, keine Fehler, druckvoll agiert. Da habe ich nahe an meinem Limit gespielt", freute sich der Wahl-Kitzbüheler. "Im zweiten hat sich Dominic gesteigert, aber ich hab ein, zwei Geschenke gemacht und so aus meiner Sicht das Match unnötig zu eng gemacht."

In seinem heuer zweiten Finale nach München hofft Kohlschreiber nun auf seinen sechsten Titel. "Der Traum ist jetzt, hier das Turnier zu gewinnen. Aber Mathieu hat sich aus der Quali durchgefightet, hat sich stark präsentiert, war schon Nummer zwölf der Welt, ihn darf man nicht unterschätzen."

Der Franzose wird als erster Qualifikant der Turniergeschichte in der Profi-Ära um den Titel spielen. Er hat einen zweijährigen Leidensweg mit Verletzungen sowie einer Erkrankung seiner Frau hinter sich. "Das ist sehr groß für mich, weil ich viele schwere Momente hatte, und ich habe oft zu mir selbst gesprochen und mir gesagt, dass ich es immer noch schaffen kann", sagte der 33-Jährige. (red/APA, 7.8.2015)