Gedenken an Christian Taylor.

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Vor einem Jahr wurde Michael Brown in Ferguson von Polizisten erschossen.

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Arlington/Texas – In den USA ist erneut ein unbewaffneter Schwarzer von einem weißen Polizisten erschossen worden. Bei dem Toten handle es sich um den 19-jährigen Studenten und Mitglied des Footballteams der Angelo State University Christian Taylor, wie die Polizei des Vorortes der US-Metropole Dallas am Samstag weiter mitteilte.

Er sei mit einem Auto in das Schaufenster eines Autohändlers gefahren. Anschließend sei es zu einer Auseinandersetzung gekommen, ein Beamter habe vier Mal geschossen. Nach Polizeiangaben wurde er routinemäßig vom Dienst freigestellt.

Der Tote sei unbewaffnet gewesen, teilte die Polizei weiter mit. Der Vorfall werde untersucht. Wie das gerichtsmedizinische Institut bekanntgab, hatte der Tote Schusswunden am Hals, im Brustkorb und im Bauch.

Unklar ist, ob es Videoaufzeichnungen gibt. Ein Polizeisprecher sagte, die Polizisten der Stadt seien nicht mit Körperkameras ausgerüstet und von der Videoüberwachung des Autohauses sei bislang keine Aufzeichnung des Geschehens gefunden worden.

Gedenkveranstaltungen in Ferguson

Nachdem in den vergangenen Monaten vor allem unbewaffnete Schwarze von Polizisten erschossen wurden, ist in den USA eine Debatte um übermäßige Gewaltanwendung im Dienst entbrannt. Es kam auch immer wieder zu Unruhen.

Laut "The Guardian" wurden in diesem Jahr in den USA bereits 700 Menschen von Polizisten getötet.

Auslöser waren die tödlichen Polizeischüsse auf einen schwarzen Jugendlichen in der US-Kleinstadt Ferguson vor genau einem Jahr. An ihn soll mit einer Reihe von Veranstaltungen gedacht werden. Am Sonntag ist eine Schweigeminute geplant. In Ferguson gingen erst am Samstagabend Hunderte Menschen gegen Polizeiwillkür und Rassismus auf die Straße.

Heftige Proteste

In Ferguson war die Polizei bei dem Protestzug am Samstagabend mit Browns Vater und weiteren Angehörigen massiv präsent. Am Vorabend des ersten Todestags des 18-Jährigen riefen die Demonstranten Parolen wie: "Hände hoch, nicht schießen" oder "Wir sind hier ... für Michael Brown". Auf einem der Schilder war zu lesen: "Bitte hört auf, uns zu töten". Den Abschluss des Zuges bildeten Kinder mit einer Blaskapelle.

Einige Demonstranten legten Plüschtiere entlang der Marschroute ab. Diese endete an der Normandy High School, die Michael Brown besucht hatte. Browns Vater sagte auf die Frage, was sich durch den Tod seines Sohnes im Verhältnis der Rassen in den USA geändert habe: "Für mich nichts." Andere Familien hätten aber Gerechtigkeit aufgrund des "Vermächtnisses" seines Sohnes erfahren. Er kämpfe weiter darum, alles zu tun, "um uns als Bevölkerungsgruppe stärker zu machen".

Später wurden die Proteste in Ferguson vor dem Polizeipräsidium aggressiver. Etwa 200 Demonstranten skandierten dort "Hey hey, ho ho, diese Killer-Bullen müssen weg!" Mehrere Demonstranten sprangen über eine Absperrung um das Gebäude. Demonstranten versuchten, einen gegrillten Schweinekopf mit einer Polizeimütze an Beamte zu übergeben. Die Proteste verliefen aber letztlich ohne Gewalt, die Demonstration löste sich auf.

Der Polizist Darren Wilson hatte Brown am 9. August 2014 nach einem Handgemenge mit mehreren Schüssen getötet. Wilson wurde nicht angeklagt, obwohl der Jugendliche unbewaffnet war. Browns Tötung und der spätere Verzicht auf einen Strafprozess hatten in Ferguson und zahlreichen anderen Städten der USA zu teils gewalttätigen Protesten geführt. An dem Fall entzündete sich eine landesweite Debatte über Rassismus und Polizeigewalt.

Ein Bericht des US-Justizministeriums vom März ergab, dass Schikanen von Schwarzen durch die Polizei im Vorort von St. Louis im US-Staat Missouri an der Tagesordnung waren. Mittlerweile hat Ferguson einen schwarzen Polizeichef, auch die Führung der Stadtverwaltung wurde teilweise ausgetauscht. (APA, red, 9.8.2015)