Runtastic-CEO Florian Gschwandtner

Foto: Runtastic

Wenn man Florian Gschwandtner noch vor ein paar Wochen zur Zukunft des Laufschuhs in Kombination mit seinen Fitness-Apps befragte, verneinte er: Die Start-up-Firma Runtastic, gegründet erst 2009 in Oberösterreich, verstehe sich als Technologieunternehmen. Und da liege auch das umfangreiche Know-how.

60 Millionen Nutzer

Runtastic hat etwa 60 Millionen registrierte Nutzer, die mit – meistens – Lauf-Software ihre Performance aufzeichnen und messen. 120 Millionen Downloads wurden bisher registriert; in zwölf Sprachen gibt es die Apps, die mehr und mehr mit Hardware kommunizieren, etwa mit Fitnessbändern, Pulsfrequenzmessern oder -uhren. Dreh- und Angelpunkt der Aufzeichnungen ist das Smartphone des Sportlers.

Seit letzter Woche ist für das junge Team rund um CEO Gschwandtner – mit ihm gründeten Alfred Luger, Christian Kaar und Rene Giretzlehner das Unternehmen – eine neue Tür aufgegangen, auf der groß die Aufschrift "Wearables" steht.

Mit dem Einstieg des Sportartikelherstellers Adidas – dieser ließ sich das Engagement 220 Millionen Euro kosten – hält das Zukunftsthema der Verknüpfung schicker Sportbekleidung mit den Möglichkeiten der Informationstechnologie Einzug bei Adidas und Runtastic. Gschwandtner, den der STANDARD bei einer – noch geheimen – Produktlaunch-Reise in den USA erreichte, erklärt, dass die Sportartikelbranche in eine neue Art von E-Commerce hineinwachsen werde. Dabei werde der Laufschuh eine zentrale Rolle einnehmen. "Wie der künftig aussehen muss, darüber werden wir nun mit Adidas natürlich mitdenken. Sicher ist, dass der Schuh mit dem Smartphone verbunden sein wird."

Um solche intelligente Produkte – "Wearables" – dreht sich derzeit alles in der Sportartikelbranche. Konkurrent Nike ist bekanntlich mit Apple erst kürzlich eine diesbezügliche Kooperation eingegangen.

Groß denken

Gefragt, was den Erfolg und das schnelle Wachstum von Runtastic begründete, zählt Gschwandtner drei Grün-de auf: Erstens habe man gleich im Gründerteam zwei Techniker drinnen gehabt. Zweitens habe man von Anfang an auf Internationalität gesetzt. "Unsere erste Software hat es sofort in fünf Sprachen gegeben." Und drittens habe man mit dem Geschäftsmodell – der Entwicklung von Lauf-Apps – von Anfang an Geld verdient. "Wir waren nach 18 Monaten positiv."

Dieser Erfolg war auch dem Springer-Verlag aufgefallen, der 2013 eingestiegen war und 50,1 Prozent übernommen hatte (und nun mit ausgestiegen ist). Damals wurde das Unternehmen mit 22 Millionen Euro bewertet.

Damals wie heute wollen die Gründer – allesamt knapp über 30 Jahre alt – im Unternehmen weiterarbeiten. Allerdings, erläutert Gschwandtner, werde man sich vermehrt auch selbst als Wagniskapitalgeber für junge, frische Unternehmensideen vor allem in Österreich einbringen.

Bei einigen solchen Unternehmen hat die Runtastic-Gründertruppe schon investiert. So bei der Linzer Tractive, einem Unternehmen, das für Hunde und Katzen Halsbänder herstellt – mit GPS-Sendern. Die Idee dahinter: Herrchen/Frauchen sehen auf dem Smartphone, wo das Haustier sich befindet. Als nächster Schritt wäre vorstell- bar, dass eine Katzenklappe nur dann aufgeht, wenn sich das Tier mit dem entsprechenden Halsband nähert. Gschwandtner: "Wir sind in der Start-up-Szene sehr aktiv." (Johanna Ruzicka, 10.8.2015)