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Ein Ergebnis der Studie: Konnten pflegende Angehörige ihr Verständnis für die Krankheit erweitern, wurde die Pflege als deutlich weniger belastend empfunden.
Jena – "Demenz" lässt sich aus dem Lateinischen ableiten und heißt wörtlich übersetzt "unvernünftig". Für Angehörigen, die ihre an Demenz erkrankten Verwandten häuslich pflegen, dürfte das nicht selten eine treffende Umschreibung sein. "Sie können Handlungen des Betroffenen, etwa das immerwährende Verlegen von Gegenständen, nicht verstehen, sondern müssen lernen, die Krankheit zu akzeptieren", sagen Psychologen der Universität Jena, die die Auswirkungen einer "Telefonische Therapie von Angehörigen von Demenzkranken" in einer Studie untersucht haben.
Für die Pflegenden geht die herausfordernde Aufgabe, den Erkrankten rund um die Uhr zu versorgen, häufig mit hoher seelischer und körperlicher An- und auch Überforderung einher. Diese Belastungen pflegender Angehöriger widmeten sich den Forschern und versuchten daraus spezifische Unterstützungsangebote zu entwickeln.
Negative Auswirkungen: Depressive Symptome
Erste Ergebnisse haben gezeigt, dass sich durch die angebotene psychotherapeutische Betreuung positive Effekte auf die Gesundheit und die Lebensqualität der pflegenden Angehörigen ergeben.
Pflegende Angehörige weisen u. a. ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen auf. Insbesondere depressive Symptome sind häufig festzustellen. Die Studie der klinischen Psychologen ergab, dass qualifizierte therapeutische Basiskompetenzen des Therapeuten, wie eine gute Beziehungsgestaltung zwischen Therapeut und Patient, zur Entlastung und damit zur Minderung einer solchen Depressivität beitragen.
Das therapeutische Gespräch wird oftmals als entlastend und befreiend empfunden. Darüber hinaus führt eine kognitive Umstrukturierung – die Veränderung der gedanklichen Lebenskonzepte – wesentlich zu einer Verbesserung der empfundenen Belastung.
Ich darf es mir gut gehen lassen
Zunächst bewerteten die Projektteilnehmer bestimmte Aktionen des Demenzkranken als "absichtlich negativ". Sie hatten zum Beispiel das Gefühl, dass die zu pflegende Person mit Absicht Dinge verlegt", sagt die Psychologin Denise Schinköthe. Gelang den Therapeuten, hier ein Umdenken des Angehörigen zu bewirken und das Verständnis für die Krankheit zu erweitern, wurde die Pflege als deutlich weniger belastend empfunden.
"Ein Umdenken muss sich bei den pflegenden Angehörigen mit Blick auf das persönliche Wohlergehen einstellen", betonen die Forscher. "Mehr Zeit für mich" ist nämlich ein häufig genannter Wunsch der pflegenden Angehörigen. "Doch dazu müssen sie die Einsicht 'ich darf es mir gut gehen lassen' erst einmal zulassen", ergänzen die Wissenschaftler.
Das Fazit der Studie: Konnten die Therapie-Telefonate diesen Umdenkprozess in Gang setzen, waren die Pflegenden am Ende nicht nur generell zufriedener, sondern verbesserten auch den Umgang mit dem an Demenz erkrankten Familienangehörigen. (red, 11.8.2015)