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Sundar Pichai ist der neue CEO von Googles Onlinegeschäft.

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Fundamentale Umwälzungen lassen sich in einem Konzern wie Google für gewöhnlich kaum geheim halten. Dem Internetriesen gelang die Überraschung dennoch: Mit Alphabet wurde ein neuer Mutterkonzern gegründet. An die Spitze des Webgeschäfts rückt der 43-jährige Sundar Pichai.

Seine Karriere beim größten Internetkonzern war keineswegs vorgezeichnet. Aufgewachsen im südindischen Tamil Nadu, hielten Auto, Fernseher und Telefon erst spät im Haushalt seiner Familie Einzug, wie er in einem Interview erzählte.

Die Reise nach Amerika kostete ein Jahreseinkommen

In die USA kam Pichai 1993, mit einem Stipendium an der kalifornischen Eliteuniversität Stanford in der Tasche. Zuvor hatte er den Bachelor am Indian Institute of Technology gemacht. Das erste Telefon bekam seine Familie erst, als Pichai bereits zwölf Jahre alt war, keine zehn Jahre später studierte er in den USA Halbleiterphysik. Die Reise nach Amerika sollte seine Familie ein ganzes Jahreseinkommen kosten – umgerechnet 1.000 US-Dollar.

Bevor er bei Google anfing, war Pichai beim Halbleiterkonzern Applied Materials und dem Unternehmensberater McKinsey tätig. Zum Suchmaschinenriesen kam er am 1. April 2004 – just an jenem Tag, den Google für den Start seines E-Mail-Dienstes Gmail auserkoren hatte. Pichai hielt es damals, wie viele andere, für einen Aprilscherz.

Chrome und Android

Zunächst als Produktmanager für die Google Toolbar zuständig – ein eigenes Suchfenster für Browser wie Internet Explorer und Firefox (jetzt nicht mehr unterstützt) –, hatte Pichai bald die Idee, dass Google selbst einen Browser entwickeln sollte. Nach anfänglichem Widerstand konnte er den damaligen CEO Eric Schmidt doch überzeugen.

Chrome wurde 2008 lanciert und gewann schnell an Marktanteilen. Das verschaffte Pichai den Schubs in Richtung Chefetage. 2013 wurde ihm die Verantwortung für Android, das dominierende Smartphonesystem, übertragen. Im Herbst 2014 wurde er zum Chef des kompletten Onlinegeschäfts ernannt, samt Googles größter Geldmaschine: Onlinewerbung. Interesse an dem Google-Manager zeigte auch schon die Konkurrenz. Microsoft hatte Pichai laut Berichten als Kandidat für die Nachfolge von Steve Ballmer auf der Liste.

Unter seinen Kollegen gilt der Vater von zwei Kindern als besonders umgänglich und diplomatisch. Es sei wohl schwierig, jemanden zu finden, der ihn nicht mag oder als Idioten bezeichnet, sagte 2014 ein langjähriger Kollege zu Bloomberg. (Birgit Riegler, 12.8. 2015)