Seyring/St. Pölten – Ein Einzeltäter hat seit Februar 2008 neun Banküberfälle in Niederösterreich verübt. Nach seinem jüngsten Coup am Donnerstag vergangener Woche, dem dritten in Seyring (Bezirk Wien-Umgebung), wurde der 35-jährige Wiener gefasst, teilte die Polizei am Mittwoch in einer Pressekonferenz in St. Pölten mit.

Franz Polzer, Chef des Landeskriminalamtes NÖ, bezifferte die Höhe der Beute mit 400.000 Euro. Vier Überfälle hatte der Beschuldigte 2008 verübt, ein Tat 2012, drei weitere Coups 2014.

Die Festnahme des Beschuldigten erfolgte am vergangenen Donnerstag nur etwa 15 Minuten nach dem dritten Coup in Seyring. Das dortige Geldinstitut, das er auch am vergangenen Donnerstag heimsuchte, hatte der Wiener schon vor siebeneinhalb beziehungsweise eineinhalb Jahren beraubt. Die Tatwaffe und Kleidung, Maskierung sowie die Beute wurden sichergestellt, sagte LKA-Chef Franz Polzer. Bei den Einvernahmen legte der 35-Jährige aus Wien-Donaustadt eine "Lebensbeichte" ab.

Die Fahndung war nach Hinweisen auf das Fluchtauto, einen Kleinwagen, den der Verdächtige aus der Verlassenschaft seiner Mutter übernommen und stets verwendet hatte, erfolgreich. Bei seinem jüngsten Coup war der Wiener mit einem Messer bewaffnet. Die Kleidung hatte der Mann bei seiner Festnahme bereits gewechselt, wie in allen anderen Fällen zuvor auch, berichtete Polzer.

"8:0 für die Polizei"

Der Kriminalist sprach von "Präzision", mit der die Coups im nordöstlichen Niederösterreich verübt worden seien. Der Beschuldigte habe verschiedenes Gewand, unterschiedliche Maskierung und auch wechselnde Waffen verwendet. Zu Letzteren zählten Softgun, Messer, Tränengasspray, Schraubenzieher und Teleskopschlagstock.

Seine "Pause" von 2008 bis 20012 habe der Mann damit begründet, dass er es sich "gut gehen" habe lassen und zwischenzeitlich auch beruflich Fuß gefasst habe. Laut Josef Deutsch von der LKA-Raubgruppe ist der Verdächtige gelernter Elektriker. Mit der Beute hat der Wiener nach eigenen Angaben auch ausgedehnte Fernreisen unternommen, ebenso allein, wie er in der Donaustadt gewohnt hatte.

Es handle sich um einen "außergewöhnlichen Fall", sagte Polzer in der Pressekonferenz. Er verwies dabei auf die Menge der Überfälle auf Banken. Bei den Coups sei zwar niemand verletzt, Angestellte und Kunden seien jedoch teilweise mit dem Umbringen bedroht worden. Die Opfer hätten sich auch auf den Boden legen oder hinknien müssen, bevor der Räuber die Flucht ergriff.

Die Tatorte:

  • 28. Februar 2008: Seyring (Bezirk Wien-Umgebung)
  • 24. Juni 2008: Enzersfeld (Bezirk Korneuburg)
  • 5. August 2008: neuerlich Enzersfeld
  • 14. November 2008: Weikendorf (Bezirk Gänserndorf)
  • 1. Oktober 2012: nach fast vierjähriger "Pause" ein weiteres Mal Weikendorf
  • 14. Jänner 2014: zum zweiten Mal Seyring
  • 16. Mai 2014: Schrick (Bezirk Mistelbach)
  • 17. Dezember 2014: neuerlich Schrick
  • 6. August 2015: zum dritten Mal Seyring (auf der Flucht wurde der Verdächtige gefasst)

Landespolizeidirektor Franz Prucher zeigte sich am Mittwoch nicht nur über die Festnahme des Serienbankräubers, der in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert wurde, erfreut. Er wies auch darauf hin, dass 2015 im Bundesland alle bisher verübten Überfälle auf Geldinstitute geklärt seien. Es stehe "8:0 für die Polizei." (APA, 12.8.2015)