Innsbruck – Im Schloss Ambras sind am Mittwoch die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik eröffnet worden. Die Festreden drehten sich vor allem um das Thema Flüchtlinge. Bundespräsident Heinz Fischer wandte sich gegen fremdenfeindliche Internet-Postings. Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (FI) und Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) mahnten Solidarität auf nationaler und europäischer Ebene ein.

Der Bundespräsident zeigte sich in seiner Eröffnungsrede im Spanischen Saal von Schloss Ambras, Bezug nehmend auf diverse Postings im Internet, besorgt über den "Hass, die Angst vor Fremden". Menschenverachtenden Formulierungen würde online freien Lauf gelassen. Die Hemmschwelle in Bezug auf Gewalt in der Sprache werde zunehmend niedriger. "Als Zivilgesellschaft müssen wir dagegen etwas unternehmen", appellierte Fischer. Man dürfe nicht zusehen, wie Hass gepredigt und salonfähig gemacht werde. Es gelte klarzumachen, dass es sich dabei um eine kleine, begrenzte Gruppe handle.

Solidarität sei notwendig

Tirols Landeshauptmann Platter erklärte, es sei verständlich, dass viele Menschen wegen Terrors und Kriegs Zuflucht in Europa suchen würden. Zustände wie etwa im Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen seien "nicht tragbar", Solidarität sei notwendig, vor allem europaweit. "Wir haben einen solidarischen Weg, einen christlich-sozialen Weg zu gehen", betonte Platter. Er sprach Bundespräsident Fischer direkt an und versicherte ihm, dass Tirol die Quote zu 100 Prozent erfüllen werde. Anfang August hatten die Daten für das Bundesland eine Quote von 95,68 Prozent ausgewiesen.

Oppitz-Plörer nannte die Bewältigung des Asyl-Themas eine "Nagelprobe für uns, für Europa". "Wer glaubt, mit Zäunen und Hunden Menschen aufhalten zu können, die den unbedingten Willen zu einem besseren Leben haben, hat sich keine Gedanken über das Motiv der Flüchtlinge gemacht", erklärte sie. Man müsse hinterfragen, ob die eigenen "Handlungsschemata" noch die richtigen seien. "Wir müssen agieren statt reagieren", mahnte die Stadtchefin eine aktivere Flüchtlingspolitik ein.

Syrische Musiker als Gäste

Die aktuelle Flüchtlingssituation spiegelte sich auch im musikalischen Rahmenprogramm der Eröffnung wieder. So wurden zwei syrische Musiker, die nach Österreich geflohen sind, als Überraschungsgäste aufgeboten.

Die Eröffnung brachte auch politische Solidaritätsbekundungen für das Festival selbst. Die Eigenständigkeit der Festwochen und die Freiheit der Kunst werde man nicht beeinflussen, erteilte Landeshauptmann Platter einer in der Diskussion gestandenen Fusion mit dem Tiroler Landestheater eine Absage. Es gehe vielmehr darum, einen "finanziellen Boden zu bereiten" für eine gute Weiterentwicklung. Derzeit wird im Auftrag der Gesellschafter Stadt und Land ein Konzept ausgearbeitet, um Synergien im organisatorischen und strukturellen Bereich zu erreichen. Der künstlerische Bereich bleibe davon unberührt, hatte Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) mehrfach betont.

Am Mittwochabend wartet mit der Oper "Il Germanico" der erste Höhepunkt auf die Festwochen-Besucher. Dabei handelt es sich um eine Wiederentdeckung, die Oper wurde nämlich im 18. Jahrhundert das letzte Mal szenisch aufgeführt. (APA, 12.8.2015)