Man kommt halt nicht überall dort, wo man Rad fahren will, auch mit dem Rad hin. Etwa auf eine jener Mittelmeerinseln, die fast das ganze Jahr über von Bike-Freaks (sowohl Straße als auch Mountainbike) für Trainings- und Urlaubswochen gerne angefahren werden. Genauer: Geflogen. Und auch anderswo reist man mit dem Flieger oft besser und günstiger an, als mit dem Auto (und dem Rad am Dach). Vom Radtransport in der Bahn rede ich hier mal lieber nicht.

Manchmal ist der Bike-Trip aber dann schon am Ankunftsairport vorbei: Nicht erst einmal habe ich – vor allem in Palma – Menschen gesehen, die das, was sie als Fahrrad – vermeintlich gut in Karton und Plastik verpackt – als Sportgepäck eingecheckt auf die Reise schickten, massiv beschädigt oder als Haufen Schrott ausgehändigt bekamen: Es hat einen Grund, dass Koffer-Hersteller wie Rimowa oder Samsonite ihr Gepäck zum Crashtest in "Waschmaschinen" mit zwei und mehr Metern Durchmesser malträtieren und schleudern lassen …

Deshalb: Koffer. Und zwar Hartschale. Und auch wenn bei Rad-Rundreisen das Zwischenlagern dann ein Thema ist: Auch den Karton müssten Sie irgendwo "bunkern".

Foto: THomas Rottenberg

Hartschalenkoffer für Fahrräder gibt es ab etwa 150 Euro. Nach oben hin ist das Preisspektrum quasi offen: Wer will, ist auch 600 und mehr Euro sehr rasch los. Rollen sind obligat. Gelenkig ist gut – aber es geht auch starr meist ganz gut. Gute Modelle haben eingebaute (Schnell-) Spanngurte, bessere mitunter sogar maßangefertigte Hartschaum-Einlagen, die Rad und Komponenten sanft und sicher umfassen (aber andererseits auch Platz verbrauchen) – und manche Spitzenmodelle lassen sich sogar in Bike-Montageständer verwandeln.

Die sichere Transportvariante

Qualitativ halten die meisten Marken-Koffer ihr Versprechen ein: Tests fast aller Rad-Magazine bestätigen immer wieder, dass auch dann, wenn der Koffer schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde, der Inhalt in der Regel doch unversehrt blieb – und auch die Heimreise noch möglich ist.

Freilich: Wie oft man so ein Ding tatsächlich braucht und ob das dann den Preis rechtfertigt, steht auf einem anderen Blatt. Dass es auch weit billiger und doch funktional geht, lernte ich vom deutschen Bike- und Triathlon-Journalisten Daniel Maier. Maier war im Mai, so wie ich, nach Kroatien zur dortigen Triathlon-Staatsmeisterschaft im Punta Skala-Resort eingeladen worden – und stand vor exakt dem gleichen Problem, wie 1.001 Hobbyradler auch: 400 Euro für einen Bike-Koffer – für einmal fliegen?

Foto: Thomas Rottenberg

Online wurde Daniel für 30 Euro glücklich: Ein als No-Name-Produkt angebotener gebrauchter Koffer, der – vermutlich – einmal als "Rose Travel Box IV" (oder noch früheres Modell) im Laden gestanden haben dürfte. (Die aktuelle Rose Travel Box VI kostet um die 250 Euro): Abgeschabt und zerkratzt, aber intakt. Das alte Schloss schlüssellos – aber: Bei einer Kontrolle würden die Flughafenleute es ohnehin aufbrechen. Ohne erkennbares Innenleben. Aber: Ein paar Schnüre und Klettbänder und Beutel für die Kleinteile würden ausreichen. Und zwei alte Decken sowie (sicher in feste Plastiksäcke verpackt) Rad- und anderes Gewand schlau zwischen Rahmen und Kofferwände gestopft, genügen als "Dämpfung" auch: Das Rad wird ja kein Vielflieger.

Foto: THomas Rottenberg
Foto: THomas Rottenberg
Foto: THomas Rottenberg
Foto: THomas Rottenberg

Transporttauglich zerlegen muss man das Bike auf alle Fälle. Also auch für den Trip im teuren Koffer. Und: Als Sportgepäck anmelden. Rechtzeitig im Voraus: Wieviel das kostet, ist von Carrier zu Carrier extrem unterschiedlich – mitunter (bei leichten Koffern und Rädern) funktioniert es und zahlt sich sogar aus, den Bike-Case mit Gewand voll zu stopfen und als (einziges) Stück Normalgepäck einzuchecken – und fürs Übergewicht zu zahlen. Das kann günstiger sein – oder ruinös teuer werden.

Kofferlagerung bedenken

Blieben noch zwei Hürden bei "Bike am Flug": Der Weg zum Flughafen – und vom Airport zur (ersten) Herberge. Sowie – vor allem bei Bike-Reisen ohne fixes Headquarter – das Lagern der Koffer: Wer da nicht vorher recherchiert und organisiert, kann böse – weil teure – Überraschungen erleben.

Freilich tangierte all das Daniel und seine Freundin Katharina auf diesem Trip nicht. Denn bei Pressereisen kümmert sich der Gastgeber meist um derlei – und genau deshalb vergisst unsereiner dann beim Drüber-Schreiben nur all zu leicht und gern auf derartige "Nebengeräusche" hinzuweisen: Denn schließlich geht es in der Story dann ja nur um eins: Um Abenteuer – und Spaß. (Thomas Rottenberg, 16.8.2015)

Thomas Rottenberg