Lukas Mayer möchte als Mechatroniker Gold holen.

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Bei der Fußball-WM war Österreich nicht dabei.

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Wien / São Paulo – Bei der Fußball-WM vor einem Jahr konnte Österreich nur von der Teilnahme träumen. Bei einer anderen Weltmeisterschaft in Brasilien ist Österreich derzeit nicht nur mit von der Partie, sondern zählt sogar zu den Favoriten. Gemeint ist die Berufsweltmeisterschaft World-Skills. Bis Sonntag treten in São Paulo 1192 junge Menschen aus 59 Ländern in fast ebenso vielen Lehrberufen gegeneinander an – im Autolackieren, Kochen, Fliesenlegen und vielen anderen Disziplinen.

Der 20-jährige Lukas Mayer aus Altenberg ist einer von 35 Kandidaten (darunter fünf junge Frauen), die für Österreich an den Start gehen. Gemeinsam mit dem Oberösterreicher Michael Furtlehner bildet er das Mechatronik-Team Österreichs – Mechatronik ist einer von wenigen Teambewerben bei der World-Skills.

Auf der Jagd nach Medaillen

Die beiden jungen Männer, die bei der Voestalpine arbeiten, haben die österreichischen Staatsmeisterschaften für Mechatronik gewonnen und sich damit für Brasilien qualifiziert. Und sie sind motiviert: "Natürlich komme ich hier her, um eine Medaille zu holen, aber es stürzt die Welt nicht ein, wenn es keine wird", sagt Mayer zum STANDARD.

Dass eine Medaille gleich eine Gehaltserhöhung bedeuten würde, glaubt er nicht: "Die Karrierechancen im Unternehmen würden aber schon wachsen."

Dass die beiden Mechatroniker gute Chancen auf einen Stockerlplatz haben, zeigt die Statistik. Denn bei den vergangenen World-Skills hat Österreich immer zu den Ländern gehört, die im Medaillenspiegel ganz vorne dabei waren. Noch ein bisschen besser waren meistens nur Südkorea, Japan und die Schweiz.

Woran das liegt, weiß Johannes Fraiss, offizieller Delegierter der Wirtschaftskammer (WKO) bei der World-Skills: "Die Teilnehmer aus Japan und Korea sind speziell in hochtechnologischen Berufsfeldern erfolgreicher, da diese Wirtschaftssektoren dort sehr weit entwickelt sind. Aber auch weil die Teilnehmer aus diesen Ländern die Wettbewerbssituation sehr ernst nehmen." Zudem würden die asiatischen Teilnehmer oft mehr als ein Jahr lang täglich für den Wettbewerb trainieren, fügt Mayer hinzu.

Bewerb der Bildungssysteme

"Ich hatte gerade einmal zwei Wochen Zeit für die Vorbereitung", erinnert sich Kevin Micheli, der 2013 bei der World-Skills in Leipzig die Goldmedaille im Kochen gewonnen hat und seit kurzem für ein Spitzenrestaurant in St. Gallen als Chef-Patissier arbeitet. Den diesjährigen Teilnehmern geht es kaum anders. Das duale Ausbildungssystem in Österreich sieht vor, dass Lehrlinge sowohl im Betrieb mitarbeiten, als auch eine entsprechende Berufsschule besuchen. Um sich ähnlich intensiv wie die asiatischen Konkurrenten vorbereiten zu können, müsste der Ausbildungsbetrieb sie freistellen – und einen temporären Ersatz finden.

Was wie ein Nachteil aussieht, ist aber gleichzeitig ein Vorteil. Zwar können sich die heimischen Lehrlinge nicht für einen längeren Zeitraum fürs Training freistellen lassen. Dafür treten sie jedoch bereits mit einiger Berufserfahrung bei der World-Skills an. Die dortigen Aufgabestellungen sind ihnen oft vorher schon im Berufsalltag begegnet.

Wirtschaftskämmerer Fraiss ist überzeugt, dass das duale Ausbildungssystem der Grund für den regelmäßigen Erfolg der österreichischen Lehrlinge ist. Dafür spricht, dass die Schweiz, Deutschland und Südtirol, die allesamt vergleichbare Ausbildungssysteme haben, auch regelmäßig zu den besten Teilnehmerländern gehören.

Zwischen Teilnahme und Erfolg liegt aber nicht nur ein Bildungssystem, am Ende entscheidet die Leistung der Teilnehmer. "Der Bewerb ist schon sehr anstrengend", sagt Mayer. Auch Micheli erinnert sich: "Das ist wie Spitzensport." (Aloysius Widmann, 14.8.2015)