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Windows 10 bleibt an gewissen Stellen offen, auch wenn man alle Fenster schließt.

Foto: REUTERS/Mike Segar

Konsumentenschützer nennen Windows 10 eine "private Abhöranlage". Das neue Betriebssystem sammelt zahlreiche Daten und schickt diese an Microsoft. Zwar können die Privatsphäre-Einstellungen angepasst werden, um die Datensammelei einzuschränken. Offenbar telefoniert das System an einigen Stellen aber dennoch weiterhin nach Hause, wie "Ars Technica" bei einer eingehenden Analyse herausgefunden hat. Teilweise sei der Sinn dahinter komplett unklar.

Daten zu Cortana und Live-Kacheln trotz Deaktivierung

Dem Bericht zufolge lässt es sich nicht komplett unterbinden, dass Windows 10 bestimmte Daten an Microsoft überträgt. Viele dieser Informationen seien harmlos, teilweise würden jedoch Daten übermittelt, die zur Identifizierung der Computer herangezogen werden könnten.

Unklarheiten

Deaktiviert man beispielsweise die Sprachassistentin Cortana und die Websuche für das Startmenü, würden bei Eingaben dennoch eine Anfrage an Bing.com übermittelt und gewisse Daten in Zusammenhang mit Cortana abgerufen. Dabei werde eine zufällige ID übertragen, die auch nach Neustarts bestehen bleibe. Die meisten Nutzer gehen wohl davon aus, dass bei einer Eingabe im Startmenü mit deaktivierter Cortana- und Suchfunktion überhaupt keine Verbindung mit dem Internet zustande kommt.

Auch wenn Nutzer keine Live-Kacheln auf dem Startbildschirm angeordnet haben, lade Windows 10 laut Bericht ab und zu Live-Kachel-Daten aus dem MSN-Netzwerk nach – noch dazu über eine unverschlüsselte HTTP-Verbindung. Dabei würden allerdings keine Daten anfallen, über die Nutzer identifiziert werden könnten. Die Tester wenden jedoch ein, dass es unklar sei, wieso diese Daten überhaupt abgerufen werden, wenn gar keine entsprechende Live-Kachel zur Anzeige der Inhalte aktiv ist.

Lokales Konto ohne Verknüpfung zum Microsoft-Account

Das System sende zudem in regelmäßigen Abständen Daten an den Microsoft-Server ssw.live.com, der in Zusammenhang mit dem Cloud-Dienst OneDrive stehen dürfte. Windows 10 überträgt hier offenbar selbst dann Daten, wenn OneDrive deaktiviert ist und beim Login auf den Computer ein lokaler Account verwendet wird, der nicht mit einem Microsoft-Konto verknüpft ist.

Dabei scheinen gewisse Telemetrie-Einstellungen gesendet zu werden. Anhand solcher Daten kann Microsoft ablesen wie oft eine App gestartet und wie lange sie ausgeführt wurde bzw. ob es zu Problemen wie Abstürzen gekommen ist. Diese Datenübertragung kann eigentlich ausgeschaltet werden. Auf einem Testrechner seien gewisse damit verbundene Informationen dennoch weiterhin übermittelt worden.

"Wir haben keine Ahnung, was hier vor sich geht"

Laut dem Bericht wurde der Test auf einer virtuellen Maschine ausgeführt und dabei einen HTTP- und HTTPS-Proxy für eine einfachere Überwachung des Traffics verwendet. Dabei fand man heraus, dass sich Microsoft mit einem Content-Liefernetzwerk verbunden hat und dafür den Proxy umgangen ist. "Wir haben keine Ahnung, was hier vor sich geht", so die Tester.

Windows 10 in der Kritik.
Foto: WebStandard

Von "Ars Technica" danach gefragt, ob man auch diese Datenübertragungen irgendwie deaktivieren kann, antwortete Microsoft, dass Updates für neue Funktionen der Bing-Suche geliefert werden könnten. Allerdings würden keine Eingaben oder Suchaktionen der Nutzer an Microsoft gesendet, wenn dies so in den Einstellungen festgelegt ist. Das bestätigen auch die Tester. Wieso trotz Deaktivierung bestimmter Funktionen weiterhin Daten übertragen werden, bleibt unklar. (br, 14.8.2015)