Eisenstadt – Nach dem Scheitern der Gespräche über eine Mietvertragsverlängerung für die Haydnfestspiele in Eisenstadt pochte am Freitag Burgenlands Kulturlandesrat Helmut Bieler (SPÖ) auf die Einhaltung eines Einjahresvertrages mit Esterhazy für 2017, der als Überbrückung bis zu einer dauerhaften Lösung vorgesehen war. Die Esterhazy Privatstiftung betrachtet das Angebot jedoch inzwischen als zurückgezogen.
Bei der Pressekonferenz sparten der Landesrat und Haydnfestspiele-Intendant Walter Reicher nicht mit Kritik an der Esterhazy Privatstiftung: Offensichlich sei "das Ziel, dass die Haydnfestspiele und Dr. Reicher als lästiger Konkurrent aus dem Schloss ausgesperrt werden soll", so Bieler. Man lasse sich jedoch nicht "mundtot" machen oder aus der über Jahrzehnte aufgebauten Haydnpflege verdrängen, dies sei auch gar nicht möglich.
"Pochen auf Handschlagqualität"
"Wir haben für 2017 aus unserer Sicht einen aufrechten Vertrag, werden das rechtlich prüfen lassen, wie man damit umgeht und pochen daher auf Handschlagqualität", sagte Bieler. Man werde sich bemühen, das Thema Haydn sowohl hinsichtlich der wissenschaftlichen, aber auch hinsichtlich der Aufführungsqualität so hoch zu halten wie möglich – "auch wissend, dass ohne Haydnsaal der Bereich Konzerte schwierig umzusetzen ist."
Das Ziel sei ganz klar ein längerfristiger Mietvertrag: "Wir wollen nichts anderes, als den Haydnsaal mieten für unsere Konzerte, damit das international auf diesem hohen Niveau weitergeführt werden kann. Das Publikum verlangt Originalschauplätze", meinte der Landesrat, das sehe man auch in Raiding.
Ohne längerfristigen Mietvertrag sei es nicht möglich, die Künstler in der bestehenden Qualität zu engagieren. Nach Ansicht Bielers sei es notwendig, die Gespräche "auf eine andere Basis" zu stellen: "Ich bin dafür, dass die Gespräche weitergeführt werden, bin aber dafür, dass die Gespräche mit den Esterhazys geführt werden." Konkret nannte Bieler Paul Esterhazy: "Ich denke, dass er als der rechtmäßige Erbe auch in Zukunft mehr in dieser Frage gehört werden sollte."
"Aufbauarbeit geleistet"
"Wir haben hier eine Aufbauarbeit geleistet, und die ist nicht wegzudiskutieren", stellte Intendant Reicher fest. Was man brauche – die Haydnfestspiele seien schließlich kein "Dorffest" – sei Verlässlichkeit. "Seit 2012 verhandeln wir ständig", man habe bisher mit vier Intendanten auf Seiten von Esterhazy Gespräche geführt. Dann komme "komplett etwas anderes zurück", als ausgemacht wurde, so der Intendant: "Handschlagqualität ist das bei weitem nicht".
Eisenstadts Bürgermeister Thomas Steiner (ÖVP) habe sich nun vorgenommen, mit Stefan Ottrubay, dem Generaldirektor der Esterhazy-Betriebe zu reden. "Wir werden sehen, wie es weitergeht", meinte der Kulturlandesrat.
Bieler glaube, einen Vertrag für 2017 in der Hand zu haben – "den hat er nicht", sagte Esterhazy-Sprecher Karl Wessely. Die einjährige Vertragsverlängerung sei ein Angebot gewesen, um Reicher zu ermöglichen, Künstler für 2017 zu engagieren. In der Folge habe es keine Reaktion auf das Angebot, sondern Kritik via Medien an den Esterhazy-Betrieben gegeben. Schließlich habe man das Angebot für 2017 zurückgezogen, am Tag danach habe der Landesrat den Vertrag unterschrieben.
Nun laufe der bestehende Vertrag 2016 aus, "wir werden ihn, so wie er ist, nicht mehr verlängern", so Wessely. Man freue sich auf das Gespräch mit Bürgermeister Steiner, "aber wir werden mit ihm über die Zukunft reden und nicht über die Vergangenheit." (APA, 14.8.2015)