Wien – Probebohrungen vor der bulgarischen Schwarzmeerküste, wo große Öl- und Gasreserven vermutet werden, sollen Anfang 2016 beginnen. Das kündigte Bulgariens Ministerpräsident Bojko Borissow am Samstag in Warna an. Das Projekt des Konsortiums der österreichischen Öl- und Gasförderer OMV, der spanischen Repsol und dem französischen Konzern Total wartet bereits seit 2012 auf seine Umsetzung.

"Wir fangen im Februar an", sagte Ministerpräsident Borissow der Nachrichtenagentur "Fokus". Die Erdgas- und Ölsuche in dem 14.220 Quadratkilometer großen Gebiet "Khan Asparuh" im Schwarzen Meer sei von der "Moskau-treuen" sozialistischen Vorgängerregierung in Sofia absichtlich auf die lange Bank geschoben, da dieses Projekt die Abhängigkeit Bulgariens vom russischen Erdgas deutlich verringern würde, erklärte der konservative Regierungschef. Ihm zufolge zahlt Bulgarien jährlich bis zu 6,7 Mrd. Dollar (6 Mrd. Euro) für Erdgas und Öl, während die bulgarischen Vorkommen ungenutzt bleiben. Borissow bezog sich auf die Erfahrungen des nördlichen Nachbarlandes Rumänien, wo inzwischen lediglich zehn Prozent der benötigten Gas- und Ölmengen importiert werden müssen.

Block "Khan Asparuh"

Vor etwa einem Jahr hatte die OMV gegenüber bulgarischen Medien bestätigt, dass im Block "Khan Asparuh" bis zu 100 Mrd. Kubikmeter Erdgas vermutet werden. Der Block befindet sich etwa 80 Kilometer vor der Schwarzmeerküste bei Warna in den Territorialgewässern Bulgariens. In einem angrenzenden Gebiet in Rumänien wurden bereits 40 bis 80 Mrd. Kubikmeter Gas gefunden.

Die österreichische OMV ist mit 30 Prozent an dem Konsortium beteiligt, das 2012 die Ausschreibung für die Erdgas- und Ölsuche gewonnen hat. Mit ebenfalls 30 Prozent ist der spanische Konzern Repsol dabei, Total hält 40 Prozent.

In den letzten Jahren liegt der Erdgasverbrauch in Bulgarien unter 4 Milliarden Kubikmeter pro Jahr – Österreich verbraucht knapp 8 Mrd. Kubikmeter. Bis 2025 erwarten jedoch die Energieexperten Bulgariens, dass die Nachfrage auf bis zu 6,3 Mrd. Kubikmeter Pro Jahr steigen wird. Bulgarien deckt bis zu 85 Prozent seines Bedarfs an Erdgas durch Importe aus Russland und war von der Gaskrise im Jänner 2009 zwischen Russland und dem Transitland Ukraine besonders stark betroffen.

Unabhängigkeit gewinnen

Gas aus dem Schwarzen Meer ist für die OMV aus zwei Gründen wichtig: Erstens macht es sie unabhängiger von Reserven in politisch riskanten Regionen – etwa in Libyen oder im Jemen; zweitens setzt der Konzern langfristig darauf, dass Erdgas den bisher dominierenden Energieträger Rohöl schrittweise immer mehr ergänzt und ersetzt. Darüber hinaus sei die OMV am Transfer von Erdgas aus Rumänien durch Bulgarien interessiert, verlautete kürzlich aus der staatlichen bulgarischen Bulgartransgas. Gemeinsam mit ExxonMobil untersucht das österreichische Unternehmen derzeit ein Gebiet in rumänischen Schwarzmeergewässern. Und Bulgarien und Rumänien sind dabei, ihre Gasnetze bei Russe und Giurgiu unter der Donau zu koppeln. (APA, 16.8.2015)