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Foto: apa/gindl

Wien – Menschen, die von Armut betroffen sind, erkranken dreimal so häufig wie andere Bevölkerungsschichten, sie haben eine geringere Lebenserwartung und schwerere Krankheiten. Das geht aus einer Studie der Armutskonferenz hervor.

Ziel der Studie war es, Betroffene zu befragen und anhand ihrer Aussagen die Barrieren und Lücken im Gesundheitssystem ausfindig zu machen, sagte Martin Schenk, Vorsitzender der Armutskonferenz, am Dienstag vor Journalisten.


Es sind Faktoren wie körperliche Belastung, Gesundheitsversorgung, Ressourcen, um die Belastungen zu bewältigen, und Lebensstil, die den Gesundheitszustand beeinflussen. Doch nicht gleichermaßen: Der Einfluss des Lebensstils wird nur in Kombination mit den anderen Faktoren aussagekräftig. Anders formuliert es Schenk: "Reiche Raucher leben länger als arme Raucher."

15 Forderungen

Auch wenn der Zugang zum österreichischen Gesundheitssystem auf dem Papier für alle gleich ist, von Armut betroffene Menschen sprechen von Stigmatisierung und Zweiklassenmedizin. Nachteile entstehen auch bei Heilbehelfen, für die ein Selbstbehalt zu bezahlen ist: Zahnersatz, Brillen, Hörgeräte kosten Geld. Können sich Betroffene das nicht leisten, ist es ein Schritt mehr in Richtung Ausgrenzung. Sie gehen auch weniger zum Arzt, weil sie Angst haben, es sich nicht leisten zu können.

Ein Forderungskatalog mit 15 Punkten ist aus der Befragung der Betroffenen entstanden. Darunter auch ein Begleitdienst für Armutsbetroffene bei Arztbesuchen oder Behördengängen. Dafür will die Armutskonferenz ein Pilotprojekt starten. Erleichterter Zugang zu kostenloser Psychotherapie oder unbürokratische finanzielle Unterstützung bei Heilbehelfen sind weitere Forderungen. Laut Schenk haben die Krankenkassen Unterstützungsfonds für derartige Fälle, diese seien aber intransparent gestaltet. Außerdem wünscht sich Schenk eine Wiedereinführung des Pensionsvorschusses. (mte, 18.8.2015)