Richard Summer hat sich im burgenländischen Seewinkel dem Anbau von Mini-Melonen verschrieben.

Foto: Alex Stranig

Seit wann gibt es eigentlich Melonen aus Österreich? Die aus dem burgenländischen Seewinkel zumindest seit 1999, erzählt Gemüsebauer Richard Summer. Der Unternehmer, der den Gemüsehof vor einigen Jahren von seinen Eltern in St. Andrä am Zicksee übernommen hat, widmet sich dem Anbau von Mini-Wassermelonen. Die kleine grüne Frucht schmeckt süßer und ist dünnwandiger als die dicken Dinger aus dem Süden.

Das richtige Klima

"Das pannonische Klima ist perfekt für unsere Mini-Melonen", weiß Krimhilde Summer, die ihren Mann tatkräftig im Betrieb unterstützt. Den Namen der Sorte will sie aber lieber nicht verraten, zu groß sei der Konkurrenzdruck. Dass es sich hierbei um keine natürlich gewachsene Melone handelt, ist irgendwie klar. "Die Züchtung kommt aus Amerika", ergänzt der Landwirt, der seine Samen wiederum aus Deutschland bezieht.

Es scheint eine eigene Wissenschaft zu sein, was auch erklärt, dass es nicht so einfach ist, Melonen im eigenen Garten oder am Balkon zu ziehen. Summer schildert, dass es auf viele Faktoren ankomme. Um eine perfekte Mini-Melone zu erhalten, braucht die Ursprungspflanze, die später mehrere Früchte tragen soll, einen sogenannten Befruchter. Zu diesem Zweck baut Summer neben den eigentlichen Mini-Melonen handelsübliche Wassermelonen – zum Beispiel der Sorte "Top Gun" – an. Für die Bestäubung sorgen Hummelvölker, die eigens gekauft wurden und auf dem Feld verteilt stehen.

Im pannonischen Klima gedeihen die Mini-Melonen perfekt.
Foto: Alex Stranig

Altbewährtes

Nur einige wenige Obstbauern wagen den Schritt, exotisches Obst in Österreich anzubauen. Kostendruck und Aufwand sind oft zu hoch. Vielfach liegt es aber auch einfach daran, dass heimische Früchte beliebter und die Nachfrage nach exotischeren Obstsorten dementsprechend gering ist. Trotzdem gibt es einige Pioniere, die ausgezeichnete exotische Früchte in bester Bioqualität in Österreich anbauen, wie der Feigenhof in Wien oder der Beerengarten im niederösterreichischen Loosdorf (siehe unten).

Das beliebteste Obst der Österreicher ist und bleibt aber nach der Banane der Apfel. Nachdem Erstere – außer bei Johann Cziglar, einem Hobby-Bananenbauern aus der Südsteiermark – in Österreich kaum angebaut wird, ist der Apfel der unangefochtene Verkaufsschlager, kommen doch 94 Prozent aus heimischem Anbau. Äpfel lassen sich nicht nur wunderbar zu Säften, Kompotten und Strudeln verarbeiten, sondern auch perfekt lagern – ganz im Gegensatz zu heimischen Zitronen wie zum Beispiel jenen von Michael Ceron aus Kärnten.

Der Obstbauer beschäftigt sich seit rund 20 Jahren mit Zitruspflanzen und hat am Faaker See ein wahres Zitronenparadies geschaffen. "Wer einmal in eine der köstlichen Biozitronen gebissen hat, wird den unverwechselbaren, gar nicht sauren Geschmack nie wieder vergessen", ist Ceron überzeugt. Rund 280 Sorten baut er in seinem Zitrusgarten an, der mit mediterranem Flair an eine Plantage an der Küste von Amalfi erinnert. Verkauft werden die Zitronen ab Hof und geerntet, wenn sie vollreif und weich sind – nur so entfalten sie den typischen Geschmack. Ceron hegt und pflegt seine Zitronen und weiß genau, wann er sie vom Baum holen muss.

Expertenwissen

Auch Richard Summer weiß, wann die Frucht reif ist, und sieht bereits lange vorher, ob aus einer kleinen Knolle eine saftige Melone wird. "Wird die Blüte nicht bestäubt, kann niemals eine Melone wachsen. In der Regel merkt man das gleich am Anfang – die Knolle wird dunkel und fällt einfach ab", sagt der Landwirt. Neben der Mini-Melone probiert sich Summer aber auch jedes Jahr an neuen Sorten und baut sogenannte Testmelonen an. Mit der heurigen Test-Ernte ist er nicht zu 100 Prozent zufrieden. Aber es ist ja auch nur ein Test.

Hummelvölker für die Bestäubung sind auf dem Feld verteilt.
Foto: Alex Stranig

Doch warum baut jemand überhaupt Melonen in Österreich an, wenn Apfel und Co doch so beliebt sind? Familie Summer machte aus der Not eine Tugend, hat eine Nische gesucht – und gefunden. "Mit anderen Produkten haben wir kein Geld mehr verdient. Wir mussten unsere Strategie ändern, nachdem wir den Hof übernommen hatten", erinnert sich Summer und fügt hinzu: "Der Konkurrenzdruck war zu hoch, und wir haben uns entschieden, eine neue Melonensorte anzubauen, auch wenn das nicht ganz einfach war." Der Samen für die Spezialmelone ist nämlich nicht günstig. Trotzdem dürfte Familie Summer einen Weg gefunden haben, die exotische Frucht – made in Austria – an den Mann zu bringen. Und die Nachfrage ist groß, beliefert der Summer-Hof neben Märkten und Verkaufsständen doch vor allem Supermarktketten und Diskonter wie Hofer mit den Mini-Melonen.

Aus einem kleinen Familienbetrieb ist heute ein Unternehmen mit rund 80 Mitarbeitern geworden. Und das Geschäft floriert. Zwischen 250.000 und 300.000 Melonen wird Summer diesen Sommer ernten. (Alex Stranig, Rondo, 24.8.2015)

Zitrusgarten
Am Kärntner Faaker See pflegt Michael Ceron Österreichs größte Zitrussammlung. Besucher können die rund 280 unterschiedlichen Arten an Zitrusbäumen nicht nur bestaunen, sondern die Biozitronen auch gleich probieren und kaufen. Ceron hat sich vor allem auf seltene Sorten spezialisiert und beliefert Spitzenköche wie Thomas Dorfer vom Landhaus Bacher oder Harald Irka vom Restaurant Saziani Stub'n mit seinen Zitronen, die man natürlich mit der Schale isst.
Der Zitrusgarten, Blumenweg 3, 9583 Faak am See
www.zitrusgarten.com
Foto: Lukas Friesenbichler
Beerengarten
Im Bio-Beerengarten in Loosdorf baut Johannes Hummel neben den Klassikern wie Himbeeren oder Heidelbeeren auch exotisches Obst an. Dass er die Physalis Goldbeere nennt, lässt sofort erkennen, dass es sich hier um kein Produkt handelt, das kilometerweit transportiert, sondern direkt im eigenen Garten gepflückt wurde. Auch die Bio-Mini-Kiwis sind echte Weinviertler und werden ab Mitte September in Loosdorf geerntet. Der Hofladen hat täglich geöffnet.
Beerengarten Hummel, Loosdorf 95, 2133 Loosdorf
www.biobeerengarten.at
Foto: iStock
Feigenhof
28 verschiedene Feigensorten reifen auf dem Bio-Feigenhof von Harald Thiesz und Ursula Kujal in Wien-Simmering. Die herrlich saftigen Früchte, die hauptsächlich im Mittelmeerraum angebaut werden, kann man dort direkt verkosten und kaufen oder sich einen eigenen Feigenbaum für den Balkon nach Hause mitnehmen. Herbstfeigen schmecken besonders süß und können geerntet werden, sobald sie die sortentypische Farbe haben und sich leicht vom Zweig lösen.
Feigenhof, Am Himmelreich 325, 1110 Wien
www.feigenhof.at
Foto: Lukas Friesenbichler