Googles neueste Entwicklung ist ein Router: Der OnHub.

Grafik: Google

Umständlich einzurichten, im Betrieb oft unzuverlässig, Updates sind Mangelware: Der Status Quo der WLAN-Router-Welt ist alles andere als optimal. Diese Erfahrungen hat auch Google rund um seinen Internet-Provider Fiber gesammelt, und zieht nun die Konsequenzen.

OnHub

Unter dem Namen OnHub präsentiert das Unternehmen einen eigenen Router, der sich durch einige Besonderheiten von der Konkurrenz abheben soll. So kümmert sich OnHub etwa automatisch um die Optimierung der WLAN-Verbindung. Eine der dreizehn verbauten Antennen ist einzig dafür zuständig, das Funkumfeld zu analysieren und die optimalen Kanäle für den Router zur wählen.

App

Die Einrichtung erfolgt über eine eigene App für Android und iOS, die über ein einfaches Interface die Kernaufgaben abdecken soll. So ist es hier möglich einzelnen Geräten kurzfristig Priorität bei der Datenübertragung zu geben, oder einen Netzwerkcheck durchzuführen. Treten Probleme auf, soll die App auch bei der Fehlersuche helfen. Zudem ist die App dazu gedacht, um schnell einmal Dritten Zugang zum eigenen WLAN zu gewähren.

Google

Design

Speziell ist nicht zuletzt der Aufbau des Geräts: Von außen sind keine Antennen zu sehen, diese sind im Gehäuse versteckt und kreisförmig angeordnet. Durch diese Bauart soll das gesamte Umfeld gleichmäßiger mit WLAN versorgt werden können, als es sonst der Fall ist. Einen Fokus hat man zudem auf ein gefälliges Äußeres gelegt, Ziel ist dass der OnHub nicht versteckt irgendwo unter einem Tisch steht, sondern sichtbar im Raum platziert wird. Immerhin ermöglicht nur dies die optimale WLAN-Abdeckung.

Updates

Eines der zentralen Versprechen, mit denen man sich von der Konkurrenz abheben will, findet sich allerdings auf Softwareseite: Der OnHub soll nämlich laufend Updates von Google erhalten, um etwaige Sicherheitslücken zu schließen und neue Funktionen nachzureichen. Wie Google betont, sollen die Aktualisierungen dabei automatisch eingespielt werden, und zwar ohne dass die Verbindung unterbrochen wird.

Smart Hub

Mit späteren Softwareversionen soll der OnHub dann noch weitere Möglichkeiten erhalten. So sollen über Bluetooth Smart Ready, Zigbee (802.15.4) oder auch Googles "Internet der Dinge"-Protokoll Weave smarte Geräte unterstützt werden. Details hierzu nennt man allerdings noch nicht.

Kooperation

Die erste Ausgabe des OnHub ist in Zusammenarbeit mit Router-Hersteller TP-Link entstanden. Im Verlauf der kommenden Monate soll ein zweites Modell in Kooperation mit ASUS auf den Markt kommen.

Spezifikationen

Zu den Hardware-Eckdaten gehören eine IPQ8064 Dual Core CPU mit 1,4 GHz, der 1 GB RAM zur Seite gestellt sind. Es gibt 4 GB lokalen Speicherplatz sowie einen USB 3.0-Anschluss. Für kabelgebundene Verbindungen wird lediglich ein einzelner Gigabit-Ethernet-Anschluss geboten, wer hier mehr will, braucht also noch einen eigenen Switch. Der OnHub ist insofern ganz auf drahtlose Verbindungen ausgerichtet. Das Gerät hat sowohl für das 2,4-GHz- als auch das 5 GHz-Netzwerk jeweils sechs Antennen, dabei werden mit 802.11a/b/g/n/ac alle gängigen Standards abgedeckt. Bluetooth 4.0 wird ebenfalls unterstützt.

Software-Spurensuche

Keine Details liefert Google dazu, welche Software eigentlich auf dem OnHub läuft. Eine kleine Spurensuche hilft hier aber weiter: So finden sich im Source Code von ChromeOS Hinweise auf das Gerät. Zumindest gewisse Teile des von Chromebooks genutzten Linux-Systems kommen hier also zum Einsatz – etwa das von Gentoo übernommene Paketmanagement. Dazu passt auch, dass der OnHub vom Chrome-Team bei Google entwickelt wurde, ähnlich wie das Chromecast.

Die Administration des OnHub erfolgt per Smartphone-App.
Foto: Google

Brillo

Die wahrscheinlichste Variante scheint aber, dass hier erstmals Brillo, Googles vor einigen Monaten vorgestelltes Betriebssystem für das Internet der Dinge zum Einsatz kommt. Dieses ist aus einer technischen Perspektive eine Art Mischung aus Android und Chrome OS.

Privacy-Bedenken

Eines der zentralen Argumente gegen den OnHub dürften hingegen Privacy-Bedenken sein. Immerhin erfolgt das Management hier über die Google-Cloud, ein Account bei dem Unternehmen ist also Voraussetzung. Dies erlaubt Features wie die Fernwartung über das eigene Smartphone, wird aber sicher manch potentielle Käufer abschrecken.

Details

In einem Hilfseintrag erläutert Google, welche Daten in diesem Zuge gesammelt werden. Diese reichen von der Kanalwahl über den Netzwerkstatus bis zur Datennutzung. Google verspricht, dass sich fast alles davon über die Privacy-Einstellungen des Routers deaktivieren lassen soll – natürlich einhergehend mit einem gewissen Funktionsverlust. Einzig die Verbindung des Routers mit einem gewissen Google-Account wird auf jeden Fall gespeichert. Daten über besuchte Webseiten oder übertragene Dateien werden demnach allerdings nicht erfasst. Eine Auswertung für Werbung erfolgt ebenso wenig, sichert Google zu.

Verfügbarkeit

Der OnHub kann derzeit nur in den USA und Kanada für 199 US-Dollar im Google Store und bei diversen anderen Online-Händlern vorbestellt werden. Wann – und ob – das Gerät auch in Europa verfügbar sein wird, ist derzeit noch nicht bekannt. (Andreas Proschofsky, 19.8.2015)