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Ansichten des "Wind2hydrogen"-Projekts.

Foto: Reuters/Bader

Auersthal/Wien – In Auersthal im niederösterreichischen Weinviertel wird in den kommenden eineinhalb Jahren erprobt, wie erneuerbare Energie in Wasserstoff umgewandelt und bei Bedarf in das Gasnetz eingespeist werden kann. Die Projektpartner sehen in derartigen Speichertechnologien einen Schlüssel zur Energiewende. Die Kosten für die am Mittwoch eröffnete erste österreichische Forschungsanlage betragen etwa 2,8 Millionen Euro.

Bei der "Wind2Hydrogen"-Anlage handelt es sich um eine "wirkliche kleine Forschungsanlage", die alles enthält, was man zur Umwandlung von Strom aus Windenergie in Wasserstoff, der dann ins Gasnetz gelangen soll, braucht, sagt OMV-Innovationsmanagerin Helga Prazak-Reisinger. Das Herzstück der Anlage mit einer Gesamtleistung von 100 Kilowatt am Standort der OMV-Gasstation in Auersthal ist ein sogenannter Elektrolyseur.

Zur Anwendung kommt dort ein neuartiger PEM-Hochdruck-Elektrolyseur (kurz für Proton-Exchange-Membrane), der Wasser mit Hilfe einer Polymermembran in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt. Der Vorteil dieser speziellen Technologie besteht darin, dass der hochreine Wasserstoff bereits mit hohem Druck von 163 bar aus der Anlage kommt, was für die Einspeisung in das Gasnetz entscheidend ist.

Arbeit an Speichertechnologien

Da erneuerbare Energie aus Wind- oder Solaranlagen oft nicht dann gewonnen wird, wenn der Verbrauch am höchsten ist, wird weltweit an Speichertechnologien für die überschüssige Energie gearbeitet. Die modular aufgebaute Anlage in Auersthal ermöglicht ein Austesten mit sehr unterschiedlichen Strom-Lastprofilen, wie sie auch beim Betrieb einer Windkraftanlage entstehen würden. Die Profile steuert die EVN – einer der Projektpartner – bei.

Der in der niederösterreichischen Anlage gewonnene Wasserstoff kann dann in das Gasnetz eingeleitet werden, wenn gerade Bedarf besteht. Das System ist darauf ausgelegt, über einen Tag hinweg verschiedene Varianten im Erdgas-Wasserstoff-Mischverhältnis bei der Einspeisung vor Ort zu testen. "Auf der einen Seite geht es uns um die Technologieentwicklung der Elektrolyse und auf der anderen Seite geht es darum, mit dem Gesamtsystem zu spielen und verschiedene Geschäftsmodelle zu erproben", so Prazak-Reisinger.

Für die OMV-Expertin ist "die Power-to-Gas-Technologie gesamthaft der Schlüssel, um erneuerbaren Strom großflächig auszurollen". Das Projektziel ist daher, herauszufinden, wie kleinere, dezentrale Anlagen gemanagt werden müssen. Solche Systeme könnten einmal etwa eine Wasserstoff-Tankstelle oder Gemeinden versorgen.

"In Deutschland gibt es schon einige Power-to-Gas-Projekte. Wir wollten in Österreich eine andere Technologie entwickeln und heimische Unternehmen dazu einladen", so Prazak-Reisinger. Als Technologiepartner fungiert die oberösterreichische Firma Fronius, mit an Bord ist auch das außeruniversitäre Wasserstoff-Forschungsinstitut Hycenta Research aus Graz und das Energieinstitut der Uni Linz, das etwa für die Berechnung der Geschäftsmodelle verantwortlich zeichnet. Das Infrastrukturministerium fördert das Projekt über den Klima- und Energiefonds mit etwa 1.250.000 Euro.

Verkauf des türkischen Gaskraftwerks

Der Erdöl- und Gaskonzern OMV denkt im Zuge seiner Strategieüberprüfung auch über einen Verkauf seines unrentablen türkischen Gaskraftwerks nach. "Das ist auch auf dem Tisch", sagte Vorstandsmitglied Manfred Leitner am Dienstagabend der Nachrichtenagentur Reuters. Ein konkreter Verkaufsprozess sei aber noch nicht gestartet worden.

Das türkische Kraftwerk Samsun gehört zu den Sorgenkindern des Unternehmens. Im zweiten Quartal mussten Wertberichtigungen in der Höhe von rund 200 Millionen Euro vorgenommen werden. Weitere Wertminderungen seien nicht ausgeschlossen. "Dieses Jahr würde ich es nicht mehr sehen, aber weitere Abschreibungen sind nicht auszuschließen in der Zukunft", sagte Leitner. Die OMV leidet darunter, dass nach staatlichen regulatorischen Eingriffen die Gewinnmargen bei dem Kraftwerk stark geschrumpft sind. Der OMV-Manager geht davon aus, dass es vor allem aus dem regionalen Umfeld Interessenten für das Kraftwerk gibt. (APA, 19.8.2015)