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Sympathisanten demonstrierten vergangene Woche für die Freilassung Mohammed Allans.

Foto: APA / EPA / ABED AL HASHLAMONI

Tel Aviv – Der hungerstreikende Palästinenser Mohammed Allan ist kurz nach Aufhebung seiner Verwaltungshaft in ein künstliches Koma versetzt worden. Wie eine Sprecherin des Krankenhauses in der südisraelischen Stadt Ashkelon am Donnerstag mitteilte, wurde diese Entscheidung getroffen, nachdem sich der Zustand des 31-Jährigen erneut verschlechtert hatte.

Allan erlitt durch den mehr als zweimonatigen Hungerstreik einen Hirnschaden aufgrund von Vitaminmangel, erklärten die behandelnden Ärzte am Mittwoch bei einer Anhörung des Obersten Gerichtshofs. Weil unklar blieb, ob die Schädigung des Gehirns mit der Wiederaufnahme von Nahrung und Vitaminzufuhr reversibel ist, traf das Oberste Gericht keine endgültige Entscheidung zu seinem Los. Wegen seines gravierenden Zustands hatte das oberste israelische Gericht beschlossen, den Haftbefehl vorübergehend außer Kraft zu setzen.

Für den Fall, dass Allan stirbt, werden Unruhen befürchtet, die israelischen Behörden wollen das offenbar verhindern. Israel soll angeboten haben, Allan im November freizulassen – seine "Administrativhaft" würde dann regulär auslaufen und einfach nicht mehr verlängert werden. Allan hat aber seine sofortige Freilassung verlangt. Israel hatte davor vorgeschlagen, ihn freizulassen, falls er sich verpflichtet, für vier Jahre ins Ausland zu gehen.

Erneute Inhaftierung

Allan, der zum Anwalt ausgebildet ist, war schon von 2006 bis 2009 wegen Aktivitäten für den Islamischen Jihad in israelischer Haft, behauptet aber, den Kontakt zu der radikalen Palästinensergruppe abgebrochen zu haben. Im November 2014 wurde er in "Administrativhaft" genommen – unter diesem Titel können Terrorverdächtige für Zeitspannen von jeweils sechs Monaten, die unbegrenzt aneinandergereiht werden können, ohne Anklage festgehalten werden. Israel rechtfertigt das damit, dass man Informationsquellen in gefährlichen Fällen nicht im Gerichtssaal offenlegen könne.

In Allans Umfeld hieß es, er habe "nichts getan" – man solle ihn entweder anklagen oder freilassen. Zuletzt hatte es beim Krankenhaus Demonstrationen für und gegen seine Freilassung gegeben. Organisationen von Terroropfern sprachen sich gegen die Freilassung aus. (seg, Reuters, 19.8.2015)