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Caritas-Präsident Michael Landau, Landeshauptmann Hans Niessl und Bürgermeister Dieter Posch im Haus Sarah im burgenländischen Neudörfl.
Neudörfl – "Wir sind heute hier", erklärt Caritas-Direktor Michael Landau, "weil Traiskirchen so schrecklich ist." Hier, das ist das seit 26 Jahren von der Caritas gemanagte Haus Sarah im burgenländischen Neudörfl, das seit langem als Vorzeigemodell gilt. 56 junge Männer – 30 davon unbegleitete Minderjährige – werden hier betreut. Lernen auch so weit Deutsch, dass sie via Volkshochschule zu einem Pflichtschulabschluss kommen können.
Niemand in dem 4.500-Einwohner-Dorf murrt. Im Gegenteil: So mancher bereichert ja Sportverein oder Feuerwehr. "Das hier", sagt Landau, "ist das freundliche, schöne Gesicht der österreichischen Flüchtlingspolitik."
Das Gesicht trägt ein gewisser Dieter Posch. Der ist Neudörfler Bürgermeister und seit seinem Sager, dass er lieber ein paar Wählerstimmen verliere als sein – dieses – Gesicht, auch ein vielgebuchter Vortragender in anderen Gemeinden, die sich für so was interessieren.
Angst nehmen
Früher standen diese Impulsreferate unter dem Motto "Mut machen". Heutzutage, da nicht nur die Medien, aber die vor allem beitragen zur "hysterischen Aufgeblähtheit des Themas", habe sich der Fokus verschoben. Jetzt gehe es eher ums "Angstnehmen".
Auch dem roten Landeshauptmann. Hans Niessl hat wohl schon angenehmere Pressetermine absolviert als diesen, bei dem er, zwischen Landau und Posch stehend, an die Notwendigkeit von "Leadership" (Landau) erinnert wird und daran, dass die Neudörfler SPÖ "bei der Landtagswahl dazugewonnen hat, aber leider halt gegen den Trend" (Posch). Es gehe in der jetzigen Situation "nicht um eine Volksbefragung, sondern um eine Gewissensbefragung" (Landau). Und darum, dass "das Match Bund – Länder nicht so ausgetragen wird, dass sich dahinter die Bürgermeister verstecken können" (Posch).
300 Quartiere in der Pipeline
Dieter Posch ("Ich bin ja nicht nur Neudörfler Ortskaiser, sondern auch Burgenländer und Österreicher") rechnet dem zuständigen Landesrat Norbert Darabos (SPÖ) vor, dass laut seiner eigenen Statistik bloß 62 Quartiere auf die Quotenerfüllung des Burgenlandes fehlen würden. "Wo ist da das Problem?"
Das ist wie ein Stichwort. Denn einerseits, so Darabos, werde diese 15a-Quote bis Ende August sicherlich erfüllt, "300 Quartiere sind in der Pipeline, die Kirche stellt weitere 200 zur Verfügung". Andererseits aber, so Niessl, lasse er sich das Burgenland nicht schlechtreden, da doch die 300 permanent in den "Sammelzentren" versorgten Menschen nicht zur Quote gerechnet werden, "die Obdachlosen in Traiskirchen aber schon". Das Burgenland übererfülle demnach bereits jetzt die Quote. Seit längerem schon bei den minderjährigen Flüchtlingen, "da ist das Burgenland mit Abstand führend", leider aber werde das alles "nicht in entferntester Weise erwähnt".
Einst ungarischer Grenzgasthof
Michael Landau ergänzt: "Asyl ist nicht quotenfähig, es ist unteilbar." Dieter Posch erinnert an die reiche Geschichte des Hauses Sarah, ein einstiger ungarischer Grenzgasthof, in dem 1874 die SPÖ gegründet worden war.
Zuvor schon hat Hans Niessl einen ballesterisch tätigen, sehr gut Deutsch sprechenden Burschen entdeckt und simpelt einschlägig fach. Dann rufen die jungen Männer zum Essen. Und Michael Landau will abschließend nur noch das eine loswerden, warnend gewissermaßen: "Mut ist ansteckend." (Wolfgang Weisgram, 20.8.2015)