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Die Krankenkassen müssen sparen – die Pharmagroßhändler sind darüber wenig erfreut.

Foto: AP/Hippel

Wien – Der österreichische Pharmagroßhandel sieht sich durch Margengrenzen bei teuren Präparaten und die neuen Sparforderungen der Krankenkassen bei den billigeren Medikamenten zunehmend finanziell eingeklemmt. Das beklagten Vertreter des Großhandelsverbands PHAGO Mittwochabend bei einem Hintergrundgespräch.

Geringere Marge bei teuren Medikamenten

Das Problem ist laut PHAGO-Präsident Andreas Windischbauer, Chef des Marktführers Herba mit einem Marktanteil von rund 45 Prozent: "Wir leben von der Bruttospanne. Für ein Arzneimittel mit einem Preis von einem Euro bekommen wir 13,4 Cent. Ab einem Packungspreis von 339 Euro gibt es nur noch einen Fixbetrag von 23,74 Euro." 22 Prozent der Umsätze fielen schon in diese Gruppe. Dort würden nur noch 2,5 Prozent Marge erzielt. "Bei einem der neuen Hepatitis-C-Medikamente sind wir bei 0,15 Prozent."

Hinzu kommt, so PHAGO-Generalsekretär Heinz Krammer, dass speziell bei hochpreisigen Arzneimitteln und Biotech-Medikamenten die internationale Pharmaindustrie nicht mehr über den Pharmagroßhandel liefert, sondern direkt und unter Ausschaltung der Grossisten via Logistikunternehmen. Damit blieben wiederum bei der Industrie höhere Margen übrig. Der Großhandel mit seinen krisensicheren und schnellen Versorgungsnetzen bleibe auf den billigeren Produkten sitzen. Hohe Gewinne würden woanders erzielt. In Österreich liefern die Arzneimittel-Grossisten pro Jahr hunderte Millionen Arzneimittelpackungen aus. Da außer dem Großhandel kaum ein Marktteilnehmer mehr Lager hat, übernehmen diese Unternehmen de facto auch die Pufferfunktion gegen allfällige Versorgungsengpässe.

Erhöhung der Rabatte gefordert

Der Chef des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger, Peter McDonald, hat bereits eine Erhöhung der Rabatte der Pharmaindustrie von 18 Millionen auf 65 Millionen Euro im Jahr gefordert. Weitere 60 Millionen sollen bei den Arzneimittelausgaben durch Preissenkungen bei den Nachahmepräparaten hereingebracht werden. Das könne für den Großhandel nur katastrophal sein, meinen die PHAGO-Vertreter. Der Plan, per Gesetz die Preise für Generika auf den Preis des jeweils billigsten Anbieters zu senken, gefährde darüber hinaus breitflächig die Versorgungssicherheit.

Laut Windischbauer sei die Entwicklung der Arzneimittelausgaben bei den Krankenkassen längst nicht so kritisch, wie das der Hauptverband der Sozialversicherungsträger darstelle. Von einer Steigerung im Jahr 2003 um 6,8 Prozent fiel diese Rate bis 2005 auf 1,6 Prozent. Dann gab es wieder einen Anstieg (2007: plus 8,3 Prozent). Von 2010 bis 2013 wurde mit einem Pendeln zwischen plus 0,9 und plus 2,6 Prozent fast eine Stagnation registriert.

Der PHAGO-Präsident: "2014 wuchsen die Heilmittelausgaben um 5,2 Prozent. Im ersten Halbjahr (2015, Anm.) gab es eine Steigerung um 7,9 Prozent. Die Rate geht aber bereits deutlich herunter." So hätte man im ersten Quartal 2015 bei noch eine Erhöhung der Arzneimittelausgaben um 10,2 Prozent registriert, ohne die neuen und teuren Hepatitis-C-Medikamente eine Steigerung um 5,1 Prozent. Im zweiten Quartal wären es plus 4,4 bzw. plus 2,5 Prozent gewesen. "Wir rechnen für das gesamte Jahr mit einer Steigerung um 3,5 Prozent." (APA, 20.8.2015)