Peking – Mao Tsetungs legendärer Leibwächter Wang Dongxing, einst Kommandeur des Spezialregiments 8341 für den Schutz der inneren Führung Chinas, ist am Freitag im Alter von 99 Jahren gestorben. Fast 40 Jahre lang war er der Chef von Maos Leibgarde und auch dessen treuer politischer Gefolgsmann. Doch knapp einen Monat nach dem Tod des Revolutionsführers im Jahr 1976 ließ er im Palastputsch Maos Witwe verhaften. Der Weg für Chinas Reformer wurde frei.

Der 1916 geborene Wang, der seinen Großen Vorsitzenden nicht nur beschützte, sondern auch dessen enger politischer Vertrauter während der Kulturrevolution wurde, diente Mao von 1947 bis zu dessen Tod. Er kannte alle Geheimnisse Maos und überlebte ihn um fast 40 Jahre. Wangs Tochter Wang Yanqun gab die Todesnachricht der seriösen Nachrichtenwebseite "Pengpai" bekannt.

"Viererbande" verhaftet

Weltbekannt wurde Wang, als er kaum einen Monat nach Maos Tod am 9. September 1976 in der Nacht auf den 6. Oktober maßgeblich an der Überrumplung und Festnahme der sogenannten Viererbande um Mao-Witwe Jiang Qing und ihrer linksradikalen Gefolgsleute beteiligt war. Nach ihrem unblutig gelungenen Sturz konnten rasch alle von Mao verfolgten alten kommunistischen Führer wieder rehabilitiert werden und an die Macht zurückkehren.

Darunter war auch der spätere starke Mann Deng Xiaoping, der China auf Reformkurs brachte. Wang, der seit 1973 Politbüromitglied war, rückte für seine Verdienste beim Coup gegen die Viererbande auf dem 11. Parteitag der KPCh im August 1977 zum Mitglied des Politbüroausschusses auf. Er wurde zudem einer der fünf damaligen Vizevorsitzenden der Partei.

Von Deng zum Rückzug gedrängt

1980 musste er sich auf Betreiben von Reformer Deng aus der aktiven Politik zurückziehen. Wang konnte nicht mehr öffentlich auftreten, durfte aber seine Erinnerungen herausgeben. Darin enthüllte er, wie er mehrere Mordanschläge auf Mao verhindern konnte, vor allem durch dessen designierten Nachfolger und General Lin Biao.

Wang blieb bis zu seinem Tod eine von vielen düsteren Geheimnissen umwitterte und von der dogmatischen Linken in China verehrte Galionsfigur. Der misstrauische Diktator Mao hatte sich zeitlebens nur einmal für kurze Zeit von den Diensten Wangs getrennt, ihn aber rasch wieder zu sich zurückgeholt. Mao sagte einst über seinen treuen Vasallen: "Wang ist der Einzige, der immer an meiner Seite stand und steht. Zu anderen hatte ich kein Vertrauen." (Johnny Erling aus Peking, 21.8.2015)