Die Feige ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich: Sie soll die erste Pflanze sein, die je von Menschen absichtlich angebaut wurde (etwa 9.000 vor Christus), sie ist die erste Frucht, die in der Bibel namentlich erwähnt wird; der größte Phallus aller Zeiten soll aus ihrem Holz geschnitzt worden sein (danke, Wikipedia!); und sie ist gar keine Frucht, sondern eher eine Art Blumensack, der noch dazu jungfräulich empfangen wurde.

Sie ist die Auster unter den Früchten, erotischer wird nichts, was auf Bäumen wächst. Sie ist sowohl in Konsistenz (breiig, samtig, mit dem gewissen Bisswiderstand) als auch Geschmack (honigsüß, tief, vegetabil) einzigartig. Vollreif ist sie so perfekt, dass ihr nichts mehr hinzuzufügen ist – leider erreicht sie im kühlen Österreich diesen Zustand nicht oft. Wer etwas weniger süße, weiche Feigen bekommt, wie sie derzeit an hiesigen Sträuchern hängen, der kann sie mit einem Kugelgrill und etwas Holz veredeln.

foto: tobias Müller

Die Hitze macht die Feigen etwas weicher und lässt sie appetitlich schwitzen, der Rauch schmeichelt ihrer vegetabilen Seite und unterstreicht mit seinen herben Noten ihre Süße. Heizen Sie Ihren Kugelgrill ein (nicht zu heiß, es sollte in seinem Inneren idealerweise zwischen 120 und 150 Grad haben), legen Sie etwas Räucherholz auf die Glut (Buche, Apfel, Kirsche …), geben Sie die Feigen auf den Rost (dort, wo keine Kohle drunter liegt), schließen Sie den Deckel und räuchern Sie die Früchte etwa 30 Minuten, bis sie eine leicht bräunliche Farbe bekommen haben und nach Holz duften. Fertig. Hier zwei Anregungen, was Sie nun als stolzer Feigenräucherer damit machen können.

Foto: Tobias Müller

Geräucherte Feigen, Schafsjoghurt, Thymian

Feigen und Thymian vertragen sich überraschend gut, das Kraut gibt der Frucht einen fast minzigen Pepp. Das Schafsjoghurt sorgt für Säure und, weil Schafsmilch aufgrund seiner Fettstruktur das beste, cremigste Joghurt macht, zusätzliche Streicheleinheiten für den Gaumen. Wer noch ein paar Nüsse drüberstreut, bekommt etwas Pepp in der Konsistenz. Ich mariniere den Salat mit nicht zu geschmacksintensivem Olivenöl, in das je nach Feigenreife ein Schuss Honig oder Löwenzahn-Sirup gemischt wurde.

Schneiden Sie die Feigen je nach Größe in Viertel oder Achtel. Streuen Sie ordentlich Thymian und gehackte Walnüsse drüber, verteilen Sie dazwischen einige Batzen Schafsjoghurt und beträufeln Sie alles vorsichtig mit der Olivenöl-Honig-Mischung.

Foto: Tobias Müller

Geräucherte Feigen, Schweinebauch, Pfefferoni

Speck und Feigen ist eine klassische Kombination, in diesem Fall übernimmt ausnahmsweise die Frucht die Rolle des Rauchspenders. Ich nehme dafür die kalten Reste des gebratenen Bauchs. Besonders gut eignet sich für den Salat der dünne, extrem fette Teil des Schweinebauchs, der bloß so für sich gegessen ohnehin wenig Freude macht. Die (scharfen!) Pfefferoni würzen das Ganze und lassen es in eine interessantere, pikantere Richtung kippen.

Vierteln Sie Ihre Feigen und verteilen Sie Thymian auf ihnen. Schneiden Sie den Bauch in dünne Scheiben (wie Speck) und legen Sie diese zwischen und um die Früchte. Hacken Sie die scharfen Pfefferoni in dünne Ringe und verteilen Sie sie je nach Schärfe mehr oder weniger großzügig auf dem Salat. Marinieren Sie alles mit der obigen Olivenöl-Honig-Mischung. Statt Schweinebauch passt hier übrigens auch Blutwurst gut. (Tobias Müller, 23.8.2015)