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Panagiotis Lafazanis tritt aus Tsipras' Schatten.

Foto: REUTERS/Christian Hartmann

Es war nicht gerade ein Niemand, der Alexis Tsipras den Kampf ansagte, sondern immerhin der stellvertretende Syriza-Vorsitzende: Panagiotis Lafazanis. Von ihm, der bis Mitte Juli Umwelt- und Energieminister war, kam vor wenigen Tagen ein energischer Vorstoß zur Bildung einer nationalen Bewegung gegen den Sparkurs – und das war der Beginn einer Abspaltung jener Genossen, die von Tsipras’ Arrangement mit den internationalen Gläubigern enttäuscht waren.

Ende vergangener Woche kündigten dann zwei Dutzend Syriza-Abweichler an, eine neue Bewegung namens Volksunion gründen zu wollen – angeführt von Lafazanis. Bisher war der 64-jährige Mathematiker, der auch als Minister stets in seinem bescheidenen Privat-Pkw zur Arbeit fuhr, in der Öffentlichkeit kaum aufgefallen; immer hatte er sich verschlossen gegeben und Interview anfragen beharrlich ignoriert.

Viele Parteifreunde im Schlepptau

Doch das Gesicht Lafazanis’ war zuletzt immer öfter zu sehen, häufig mit anderen ranghohen Syriza-Mitgliedern im Schlepptau. Die Taktfrequenz seiner Auftritte erhöhte sich zuletzt rapide, sodass Parteifreunde bald zu spekulieren begannen, es plane hier jemand wohl eine Kampagne in eigener Sache.

Mittlerweile scheint der Bruch zwischen Tsipras und einem guten Teil seines Teams komplett zu sein: Knapp ein Drittel der 149 Syriza-Abgeordneten hat sich gegen die Bedingungen für ein drittes internationales Hilfspaket ausgesprochen – und Lafazanis wird so zum Fahnenträger der Sezessionisten. Der bisher von ihm angeführte linke Parteiflügel gilt als der radikalste, er spricht von der "Diktatur des Euros" und befürwortet eine Rückkehr zur Drachme. Fast schon folgerichtig wirkt Lafazanis’ Forderung nach einer Verstaatlichung der Banken.

Als KP-Student im Gefängnis

Politisch geprägt wurde Lafazanis in der griechischen KP und im Widerstand gegen die bis 1974 herrschende Militärjunta. 1973 ging er als Rädelsführer der Besetzung der Athener Universität für sechs Monate ins Gefängnis. Ab 1992 war er Mitglied des Politbüros von Synaspismos, die 2013 – von Tsipras angeführt – aufgelöst wurde und in der Syriza aufging.

Nun, nach dem erklärten Rücktritt von Tsipras und als Chef der neuen Volkseinheit, hofft der verheiratete Vater dreier Töchter auf eine persönliche Sternstunde im kommenden Wahlkampf. Zuspruch und Stimmen will er sich bei jenen holen, die so wie er den Grexit wollen und sich gegen Tsipras stellen. (Gianluca Wallisch, 23.8.2015)