Graz – Die Mondbeinnekrose ist eine seltene Krankheit des Handgelenks, die von Ärzten und Patienten oft lange nicht erkannt wird: Ein Knochen der Handwurzel – das Mondbein – stirbt ab und löst sich im Verlauf von Monaten bis Jahren auf. Die Ursache ist unbekannt, wahrscheinlich handelt es sich um eine Durchblutungsstörung des Knochengewebes, sagt Lars-Peter Kamolz, Leiter der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie der MedUni Graz.

Die Erkrankung geht mit heftigen Schmerzen in der Handwurzel einher. Die Beweglichkeit wird zunehmend eingeschränkt. Die Grazer Mediziner schätzen, dass mehrere hundert Menschen in Österreich von dieser Erkrankung betroffen sind.

Rettende Knieregion

"Aus dem Problem des Mondbeins wird zunehmend ein Problem der ganzen Hand, weil im Verlauf die anderen Knochen der Handwurzel unmäßig belastet und abgenutzt werden", betont Oberarzt Heinz Bürger. Als Standardtherapie galt bislang die völlige Versteifung des Gelenks mit Platten und Nägeln.

Der Grazer Oberarzt und seine Kollegin Anna Vasilyeva haben einen chirurgischen Weg gefunden, der die Funktionalität des Handgelenks erhält: "Wir nehmen ein Stück Knochen samt Haut, Knorpel, Sehnen und Gefäßen aus der äußeren Knieregion des Patienten und setzen es dort ein, wo wir zuvor das tote Mondbein entfernt haben", erläutert Vasilyeva. Rund 25 Patienten seien mit dieser chirurgischen Methode bereits erfolgreich behandelt worden.

Auch Blutgefäß transplantiert

Ihren Erfolg führen die Grazer Mediziner darauf zurück, dass sie das den Knochen versorgende Blutgefäß gleich mittransplantieren und somit die optimale Durchblutung des Mondbeins sicherstellen. Darauf sei bei bisherigen Knochentransplantationen – beispielsweise mit Ersatzknochenstücken aus dem Becken – nicht geachtet worden.

Der Eingriff dauert rund viereinhalb bis fünf Stunden, sagt Bürger. Nach rund dreimonatiger Ruhigstellung und anschließender Physiotherapie sei die Hand wieder komplett einsatzfähig. (APA, 25.8.2015)