Oslo – Der norwegische Historiker und langjährige Vorsitzende des Nobelkomittees, Francis Sejersted, ist tot. Wie seine Familie mitteilte, verstarb der 79-Jährige in der Nacht auf Dienstag.

Sejersted war von 1982 bis 1999 Mitglied des Nobelkomitees, ab 1990 dessen Vorsitzer und damit für die Verleihung des Friedensnobelpreises zuständig. Zu den von ihm ausgezeichneten Personen zählten etwa im Jahr 1991 Myanmars Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, 1993 Südafrikas Anti-Apartheids-Aktivisten Nelson Mandela und sein langjähriger Widersacher Frederik de Klerk sowie ein Jahr später PLO-Chef Yassir Arafat und seine israelischen Verhandlungspartner Yitzhak Rabin und Schimon Peres.

Umstrittene Preise

Nicht alle Entscheidungen waren unumstritten: Als Arafat, Peres und Rabin für ihre Bemühungen um den israelisch-palästinensischen Friedensprozess ausgezeichnet werden sollten, traten fünf Mitglieder aus Protest gegen die Vergabe an den Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation, unter dessen Führung zahlreiche terroristische Anschläge verübt wurden, aus dem Komitee aus. Die Vergabe war zudem verfrüht: Bis heute tritt der Friedensprozess auf der Stelle.

Sejersted zählte zu den weithin respektierten Intellektuellen Norwegens. Er gehörte zahlreichen wissenschaftlichen Akademien an, war Autor vieler politischer und wirtschaftspolitischer Werke sowie Vorsitzender der Stiftung Fritt Ord (Freies Wort), die sich für die freie Meinungsäußerung einsetzte. (APA, red, 25.8.2015)