Christian Fischer

Laut der Umfrage von 147 Rat auf Draht fühlen sich 65 Prozent der Burschen in ihrer Schulklasse nicht wohl.

Wien – Während sich viele Kinder und Jugendliche auf den Schulbeginn im September freuen, fürchten sich andere davor. In keinem anderen europäischen Land werden Schüler so oft gemobbt wie in Österreich, besagt eine OECD Studie, wie DER STANDARD berichtete.

Der Kinder- und Jugendnotruf 147 Rat auf Draht führte nun eine eigene Umfrage mit 341 Schülern durch. Im Rahmen einer großen Schultour wurden 200 Personen aus Wien, dem Burgenland und der Steiermark befragt. Zusätzlich gab es eine Onlineumfrage über Mobbing, an der sich 141 Schüler beteiligten.

Die Hälfte der Schüler gaben bei der Befragung an, sich in ihrer Klasse unwohl zu fühlen. Bei den Burschen liegt der Anteil sogar bei 65 Prozent. 46 Prozent der Befragten gaben an, schon einmal von Mobbing betroffen gewesen zu sein. Bei den Neun- bis 14-Jährigen (Burschen und Mädchen) lag dieser Wert gar über 71 Prozent. In den meisten Fällen geht es um Beschimpfungen und Beleidigungen, bei Burschen kommt oft auch körperliche Gewalt hinzu.

Lehrer sind überfordert

Laut der Umfrage holten sich 47 Prozent der Mädchen und 64 Prozent der Burschen keine Hilfe. "Viele, die sich beim Notruf melden, haben schon viele Monate, oft auch Jahre unter Mobbing gelitten und sich bisher nicht getraut, sich Hilfe zu holen", sagt Birgit Satke, Leiterin von 147 Rat auf Draht.

Bei der Umfrage konnten die Befragten auch Lösungsvorschläge einbringen. Das Wichtigste für die Jugendlichen ist demnach, ernst genommen zu werden. Die meisten fühlen sich von den Lehrkräften bei dem Thema nicht richtig verstanden, den Lehrern würden jedoch meist die Ressourcen dazu fehlen, sagt Elke Prochazka, Psychologin bei Rat auf Draht. "Zwischen den vielen Unterrichtsstunden ist es in der Praxis oft schwer, den Kindern in einer solchen Situation zu helfen." Es brauche daher eine konkrete Ansprechperson in der Schule, zu der die Schüler Vertrauen haben und die nicht ausgelastet ist.

Auch Eltern würde die Psychologin raten, zuerst dem Kind Glauben zu schenken und weiter nachzufragen. Es sei vor allem wichtig, das Selbstbewusstsein des Kindes zu stärken. Abraten würde Prochazka davon, jene Schüler zu kontaktieren, die das eigene Kind mobben. Das würde in den meisten Fällen schiefgehen. (stda, 26.8.2015)