Johann Sattler blies zweimal kräftig durch und sprach dann für seinen Kapitän. "Das Resultat ist wie erwartet: Der Balkan hat gewonnen", sagte der Chef der Westbalkanabteilung im Außenministerium. Dass der FC EU am Mittwoch in der Generali-Arena in Wien-Favoriten tatsächlich gegen den FC Future EU 2:4 verloren hat, lag nicht an Herrn Sattler, war aber möglicherweise ganz im Sinn von Sebastian Kurz. Schließlich kann man auch in ballesterischer Hinsicht ein guter Gastgeber sein. Zwar zählte Sattler im von EU-Kommissar Johannes Hahn umsichtig, aber nicht immer nachsichtig geleiteten Spielchen zur Auflockerung der Westbalkankonferenz zu den Besten der Kurz'schen Auswahl. Allein, seine Vorstöße über rechts fanden selten einen Abnehmer.

Dabei hatte er mit dem slowenischen Premierminister Miro Cerar und dem bosnischen Außenminister Igor Crnadak durchaus begabte Mitspieler. Und auch Kurz, der seine Rolle dezent und defensiv anlegte, aber offensiv zu gefallen wusste, wirkte äußerst bemüht. Nach sechs Minuten vergab er die durchaus mögliche Führung für den FC EU. Nur sieben Minuten später traf Sattler die Latte. Der FC Future EU – also Regierungspolitiker aus den Noch-nicht-EU-Staaten Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Montenegro, Serbien und Kosovo – verlegten sich zunächst aufs Kontern. Zumal sich gewichtige Spielmacher wie der albanische Premier Edi Rama, ein begnadeter Basketballer, und sein serbischer Amtskollege Aleksandar Vučić außerstande sahen, am Match teilzunehmen.

Mag sein, dass die beiden zu gut für einen Scherz sind oder noch vom tatsächlichen Fußball geschädigt: Im Oktober 2014 war ein EM-Qualifikationsmatch zwischen den beiden Auswahlen in Belgrad abgebrochen worden, weil serbische Fußballfans angesichts einer großalbanischen Flagge das Feld gestürmt hatten.

Die Bemühungen des FC Future EU fanden Erfüllung in einer bemerkenswerten Koalition zwischen dem kosovarischen Außenminister Hashim Thaçi und dem mazedonischen Premier Nikola Gruevski. Angesichts seines möglicherweise letzten Einsatzes als Premier (die Parlamentswahl findet im April statt) ließ sich Gruevski selbst von dem – dem Vernehmen nach von ihm weniger geschätzten – Albaner Thaçi zweimal ins Loch schicken, um zu netzen. Einmal in der ersten Hälfte, einmal in der zweiten Hälfte, die Kurz mit einem kapitalen Fehlpass eröffnet hatte.

Im Sinne eines albanisch-slawischen Ausgleichs wirkten zwei weitere Treffer für den FC Future Europe, die der kosovarische EU-Integrationsminister Bekim Çollaku erzielte, worauf selbst serbische Beobachter nicht umhinkonnten, den Kosovo-Albaner Çollaku stolz als "einen von uns" zu bezeichnen. Mag sein, es ist ihnen herausgerutscht, weil doch am Dienstag in Brüssel ein wichtiges serbisch-kosovarisches Abkommen geschlossen worden war.

Den serbischen Beitrag zum Erfolg der Mannschaft, der – und das sollte Kurz freuen – auch auf den Erfolg der Konferenz ausstrahlen könnte, lieferte Aleksandar Antić, der Energie- und Bergbauminister. Er musste sich im Tor des FC Future EU nur zweimal geschlagen geben. Nämlich einmal dem unermüdlichen Sattler, dem eigentlichen Initiator der Partie, und schließlich kurz vor Ende der 40 Spielminuten Michael Linhart, dem Generalsekretär im Außenministerium. Dieser ist Mitglied jener Mannschaft, die selbst schon der Auswahl des STANDARD, mit einem für ein Freundschaftsspiel höchst unschicklichen Ergebnis, heimgeleuchtet hat.

Freilich war das noch vor der Amtszeit von Außenminister Kurz, dessen Mannschaft ohne den Furor des slowenischen Premiers Cerar diesmal nur halb so stark gewesen wäre. Umgekehrt hätte der FC Future EU ohne die neutralisierend wirkende defensive Präsenz des balkanophilen politischen Direktors im Außenamt, Jan Kickert, nie und nimmer den 4:2-Sieg davongetragen. 150 Zuseher in der Heimstätte der Austria waren diplomatisch begeistert. Großer Applaus. (Siegfried Lützow, Adelheid Wölfl, 27.8.2015)

Foto: Robert Newald
Foto: Robert Newald

Bild nicht mehr verfügbar.

Kosovos EU-Beitrittsminister Bekim Collaku (links) im Zweikampf mit dem österreichischen Diplomaten Johann Sattler.

Foto: EPA/HERBERT PFARRHOFER

Bild nicht mehr verfügbar.

Kosovos Außenminister Hashim Thaci geht zu Boden.

Foto: AP/Ronald Zak

Außenminister Sebastian Kurz zeigt sein Talent.

Foto: Robert Newald
Foto: Robert Newald
Foto: Robert Newald

Schiedsrichter Johannes Hahn.

Foto: Robert Newald

Großes Medieninteresse.

Foto: Robert Newald