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Depressionen und Angststörungen sind die häufigsten psychiatrischen Erkrankungen.
Wien – 80 Prozent aller Menschen mit einer Depression werden mit den vor 30 Jahren entwickelten Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs) behandelt, die Erfolgsquote liegt bei 70 Prozent. "Die Lebensqualität steigt, der Antrieb und die Stimmung bessern sich deutlich und anhaltend", sagt Siegfried Kasper, Vorstand der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Wien.
Depressionen und Angststörungen sind die häufigsten psychiatrischen Erkrankungen, berichtete die Med-Uni Wien am Mittwoch. Mit Hilfe der molekularen Bildgebung des Gehirns durch die Positronen-Emissionstomographie (PET) wurden in den vergangenen Jahren entscheidende Mechanismen bei der Entstehung und Therapie dieser Erkrankungen aufgeklärt, insbesondere im Zusammenhang mit dem serotonergen Neurotransmittersystem. Vor 30 Jahren wurden die dabei eingesetzten SSRIs entwickelt.
Ist-Stand der weltweiten Forschungen
Anlässlich dieses Jubiläums hat ein Team der Med-Uni unter der Leitung von Kasper im Journal "The Lancet Psychiatry" den Ist-Stand der weltweiten Forschungen zusammengefasst. "Als wir vor 30 Jahren mit der Behandlung von Depressionen mit den SSRIs, den serotonergen Wiederaufnahmehemmern, begonnen haben, wurden wir belächelt", sagt Kasper, einer der Pioniere dieser Therapiemethode. "Jetzt ist es 'State of the Art', und wir können Störungen der Serotonin-Signalübertragung im Gehirn als Ursache für Depressionen und Angststörungen quantifizieren."
Mit der Positronen-Emissionstomografie (PET) können Rezeptoren, Transporter und Enzyme gemessen werden, um neurochemische Unterschiede bei Gehirnerkrankungen zu diagnostizieren, aber auch um die Effekte von Medikamenten auf das Gehirn zu analysieren. So wurde nachgewiesen, dass der Serotonintransporter (SERT) bei Patienten mit Depressionen in verschiedenen Teilen des Gehirns stark reduziert ist.
Veränderte neuronale Netzwerke bei Depressionen
Gleichzeitig sei mit der PET gezeigt worden, dass SSRIs als gut wirksame pharmakologische Erstlinientherapie die Aktivität des Serotonin-Systems spezifisch verändern. Der Serotonintransporter (SERT) ist ein Protein der Zellmembran, das den Rücktransport des Nervenbotenstoffs Serotonin (im Volksmund das "Glückshormon") in die Zelle ermöglicht. Im Gehirn beeinflusst die Aktivität des Serotonintransporters neuronale Netzwerke, die bei Depression verändert sind. Deshalb dient der Serotonintransporter auch als Angriffspunkt für die wichtigsten Antidepressiva wie SSRIs.
Die aktuelle Studie ist in Kooperation mit der Neurobiology Research Unit des Universitätsspitals Kopenhagen entstanden. Die Forschungsgruppe von Rupert Lanzenberger an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie unter Leitung von Kasper ist international führend in der PET-Bildgebung des Gehirns bei psychiatrischen Erkrankungen. Grundlegende Mechanismen dafür wurden in Wien in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin erforscht. (APA, 27.8.2015)