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Der "marktaktive Leerstand" liegt laut Studie bei 2,5 Prozent.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Über die Frage, wie viele Wohnungen in Wien leerstehen, gab es zuletzt viele Spekulationen: Während die Stadt von 30.000 ausging, sprachen manche Stadtplaner gar von 100.000. Im Herbst des Vorjahres forderte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) schließlich Klarheit – ein Wunsch, dem das Wohnbauressort nun nachkam.

Rund 10.000 nutzbare Wohnungen stehen laut den am Donnerstag präsentierten Ergebnissen derzeit längerfristig leer. Zusätzlich stehen 25.000 Wohnungen für mindestens drei Wochen und maximal zweieinhalb Jahre leer. Für Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) handelt es sich bei Letzteren um einen marktaktiven Leerstand von rund 2,5 Prozent, der nötig sei, um innerhalb der Stadt umziehenden Menschen die Wohnungssuche zu erleichtern. International seien zwei bis vier Prozent üblich.

Ermittelt hat diese Leerstände die Wiener Wohnbauforschung (MA 50), die dafür ein neues Rechenmodell entwickelte, mit dem sie auch die Dauer des Leerstands erheben kann. Dafür wurden Daten der Statistik Austria mit dem Wiener Bevölkerungsregister im Zeitraum zwischen 1. Jänner 2008 und dem 1. Juli 2015 gebündelt.

"Definitiver Leerstand"

Von 1.005.000 Wohnungen, die es in Wien insgesamt gibt, sind 945.000 als Haupt- oder Nebenwohnsitz gemeldet. Von jenen Wohnungen, in denen niemand gemeldet war, wurden beispielsweise Gästewohnungen, Wohnungen ohne Wasseranschluss oder Wohnungen, die als Ateliers oder Praxen genutzt werden, abgezogen. Übrig blieben 35.000 Wohnungen, von denen, wie eingangs erwähnt, 10.000 länger als 2,5 Jahre leer stehen. Das ist rund ein Prozent vom Bestand.

"Bei diesen Wohnungen sprechen wir von definitivem Leerstand", so Ludwig. Das müsse man sich nun genauer anschauen. Die Gebietsbetreuungen seien angewiesen worden, sich mit diesem Thema in ihren Grätzln zu befassen. Ein Grund für längeren Leerstand könnten aber auch umfassende Sanierungen sein.

Von diesem "definitiven Leerstand" seien "prinzipiell Privatwohnungen" betroffen. Doch auch im geförderten Wohnbau und in Gemeindewohnungen gebe es längere Leerstände, die sich aus der Dauer der Übergabe ergeben.

Im Vorjahr wurde immer wieder eine verpflichtende Meldung und eine Leerstandsabgabe gefordert – etwa von der Jungen Generation (JG) in der SPÖ. Eine solche Abgabe wäre aber Bundesthema, sagt Ludwig. "Die entscheidende Frage ist aber: Was bringt es und wie hoch ist der Aufwand?" Denn Zahlen aus Deutschland würden nicht unbedingt nahelegen, dass eine Abgabe die Leerstandszahlen reduziert.

Größere, teure Wohnungen

Generell will sich Ludwig mit dem Thema weiter beschäftigen: "Ich würde mir gerne anschauen, welche Größe die Wohnungen haben, die leer stehen." Nun gebe es dafür eine "fundierte Basis".

Immer wieder wird diskutiert, wie Leerstand eigentlich ermittelt werden soll: "Dass eine Wohnung keine Vorhänge hat oder kein Licht brennt, bedeutet nicht, dass sie leersteht", so Ludwig. In manchen Städten wird dafür der Stromzähler abgelesen. Das sei insofern schwierig, weil dafür erst definiert werden müsse, welcher Stromverbrauch bedeute, dass die Wohnung tatsächlich leer steht, erläutert Daniel Glaser von der MA 50.

Die Zahlen der Stadt Wien würden zudem immer quartalsweise zur Verfügung stehen und seien daher aussagekräftiger. Eine "statistische Unschärfe" räumt Glaser aber trotzdem ein: Es gebe natürlich Scheinmeldungen, aber eben auch Menschen, die in einer Wohnung leben, sich dort aber nicht melden. (Franziska Zoidl, 27.8.2015)