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Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität, des Menschenhandels und des grenzüberschreitenden Prostitutionshandels im Bundeskriminalamt: Gerald Tatzgern

Foto: apa/APA/GEORG HOCHMUTH

Wenn das freundliche Gesicht Gerald Tatzgerns in der breiten Öffentlichkeit auftaucht, geht es in der Regel um unerfreuliche Nachrichten. Als Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität, des Menschenhandels und des grenzüberschreitenden Prostitutionshandels im Bundeskriminalamt ist er einiges gewöhnt. Doch der Tod von 71 Flüchtlingen in einem Schlepper-Lkw auf der Ostautobahn bei Parndorf nimmt auch ihn sichtlich mit.

Dass er dennoch sachlich bleibt, Medienanfragen aus aller Welt möglichst nicht einem Sprecher überlässt, sondern sie selbst geduldig beantwortet, gehört zur Trademark des 48-jährigen Wieners. Der heutige Oberst des Bundeskriminalamtes hat sich durch einige Abteilungen gedient.

Drei Jahre bei Wega

Bereits kurz nach seinem Einstieg bei der Polizei im Jahr 1988 absolvierte Tatzgern drei Jahre bei der Wiener Spezialabteilung Wega. Den Teamgeist, den er dort kennenlernte – "als Einzelkämpfer kann man nur verlieren"-, pflegt er auch danach als Kieberer in Ottakring und als Architekt der Europol-Stelle in Österreich. Seit der Jahrtausendwende kümmert er sich beruflich um den Kampf gegen Schlepper und Menschenhändler. Der Bereich war ursprünglich beim Staats- und Verfassungsschutz angesiedelt. Hinsichtlich des Umstands, dass die Schlepperdelikte ins Bundeskriminalamt wanderten, hieß es immer: Der Staatsschutz hört das Gras nur wachsen, die Kripo muss es auch mähen.

Auf eines ist Tatzgern besonders stolz: dass es gegen seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Zusammenhang mit einer Amtshandlung bisher nie eine Beschwerde gegeben hat. Kritik gab es aber für seinen Ansatz zum Thema Bettelei und Ausbeutung. Initiativen wie die Bettellobby warnen vor einer Kriminalisierung von Bettlern.

Jusstudium abgebrochen

Das Jusstudium hat Tatzgern anno dazumal sausenlassen – "ich wollte mehr als Bescheide schreiben". Inzwischen hat er zwei FH-Abschlüsse, ist Uni-Vortragender in Linz, Graz und Wien sowie geschulter Trainer für Kommunikation und Konfliktmanagement und studiert "als Hobby" an der Wirtschaftsuni. Zwei Büchern über Kinderhandel und über Bettelei soll bald ein drittes über Prostitution folgen.

Dazwischen bleibt noch Zeit fürs Fitnessstudio, das er "ohne einen Steuercent" im Bundeskriminalamt aufgebaut hat. Gerald Tatzgern ist verheiratet und hat drei Kinder. (Michael Simoner, 29.8.2015)