"Genetische Variationen im ‚Vitamin K Epoxid Reduktase‘ (VKOR)-Gen verändern die Gefäßwände und verringern deren Dehnbarkeit, was eine Ursache für erhöhte Blutdruckwerte sein kann. Außerdem stellen diese genetischen Variationen im VKOR-Gen neue prognostische Marker für kardiovaskuläre Erkrankungen dar."

Bestimmend für Vitamin K-Zyklus

Diese aktuellen Studienergebnisse berichtet Adelheid Panzenböck (MedUni Wien) auf dem Europäischen Kardiologenkongress (Kongress der European Society of Cardiology, ESC) in London. VKOR spielt eine wichtige Rolle im Vitamin K-Zyklus, indem sie inaktiviertes Vitamin K in seine aktive Form umwandelt. Vitamin K ist unter anderem wesentlich an der Blutgerinnung beteiligt. Studien haben gezeigt, dass genetische Variationen im VKOR-Gen die Effektivität des Blutgerinnungs-Hemmers Warfarin, eines "Vitamin-K-Antagonisten" reduzieren oder verstärken können.

Allerdings seien, so Panzenböck, "noch weitere Studien notwendig, um die mechanistischen Hintergründe für diese Veränderungen zu untersuchen und um festzustellen, ob sich die Analyse der genetischen Variationen im VKOR-Gen in Zukunft nicht nur für die Feststellung der Effektivität von Warfarin, sondern auch zur Risikoeinschätzung bei erhöhtem Blutdruck eignet."

Häufige genetische Variationen

Im Rahmen der Wiener Studie wurden zwei häufige genetische Variationen an den Postitionen (-1639) und (3730) des VKOR-Gens untersucht. Dazu wurde 1164 Patienten, die sich zur Abklärung einer koronaren Herzerkrankung einer Herzkatheter-Untersuchung unterzogen, Blut abgenommen und die genetischen Variationen mittels hochspezifischer Tests ermittelt.

"Wir fanden, dass Studienteilnehmer mit dem (-1639)A Allel im Vergleich zu Patienten mit dem (-1639)G Allel signifikant erhöhten systolischen und diastolischen Blutdruck haben", so Panzenböck. (Anm.: Allel ist eine Zustandsform eines Gens, das sich an einem bestimmten Ort auf einem Chromosom befindet.)

Träger identifizieren

"Außerdem zeigte sich, dass bereits ein verändertes Allel ausreicht, um den Blutdruck signifikant zu erhöhen. Unsere Studie konnte auch zeigen, dass Träger des (-1639)A Allels eine signifikant erhöhte Steifigkeit des Gefäßsystems aufweisen. Dieselben Veränderungen von Blutdruck und Dehnbarkeit des Gefäßsystems, die wir bei der (-1639) Genvariation beobachten konnten, zeigten sich auch bei der (3730) Variante." (APA, 31.8.2015)