Der räuberische Meeresbewohner Pentecopterus decorahensis konnte bis zu 170 Zentimeter lang werden.

Illu.: Patrick Lynch - Yale University

Das nun entdeckte Pentecopterus-Fossil war so gut erhalten, dass Paläontologen an den Beinen kurze Haare ausmachen konnten.

Foto: James Lamsdell

New Haven / Wien – Die erst vor kurzem entdeckte Winneshiek-Lagerstätte ist so etwas wie ein Eldorado für Paläontologen: Es handelt sich um einen 27 Meter dicken sandigen Schiefer, der in einem Meteoritenkrater im Nordosten der USA liegt. Dort haben Forscher um den Paläobiologen James Lamsdell von der Uni Yale kürzlich eine überraschende Entdeckung gemacht: Überreste eines gewaltigen Seeskorpions.

Die Wissenschafter zeigten sich vom Zustand der Fossilien begeistert. Das Exoskelett sei zwar in Stein gepresst, könne aber unter dem Mikroskop untersucht werden, so Lamsdell. "Dadurch werden erstaunliche Details sichtbar, wie etwa das Muster von kurzen Haaren an den Beinen." Es sei fast, als würde man Überreste eines heutigen Tieres untersuchen.

Extrem bizarre Spezies

Mit einem heutigen Tier hat der bis zu 1,70 Meter lange Gigant, der vor 460 Millionen Jahren die Meere bevölkerte, freilich wenig zu tun: "Die neue Spezies ist außerordentlich bizarr", sagt Lamsdell.

Pentecopterus decorahensis, so der Name der neuen Spezies, wurde nach der Pentekontere benannt, einem antiken Kriegsschiff. Die Forscher wählten den Namen aufgrund der Form und der vermutlich räuberischen Lebensweise des Riesenskorpions.

Der gute Zustand der Fossilien erlaubte den Wissenschaftern eine Analyse feinerer Strukturen wie Stacheln, Schuppen, Follikeln und Haaren. Die Hinterbeine etwa waren mit dichten Borsten besetzt – ähnlich wie bei Krebsen, bei denen diese Borsten für eine vergrößerte Oberfläche und damit mehr Antrieb beim Schwimmen sorgen. Da die Haarfollikel bei dem Seeskorpion aber kleiner waren, dürften die daraus wachsenden Borsten vermutlich eher zum Fühlen gedient haben, schreiben die Forscher im Fachblatt "BMC Evolutionary Biology".

Die Hinterbeine des Seeskorpions schließlich hatten eine große paddelförmige Oberfläche und eigneten sich damit zum Schwimmen oder Graben. Das zweite und dritte Gliederpaar war vermutlich nach vorn geneigt, was darauf hindeute, dass diese Beine eher dem Beutefang als der Fortbewegung dienten. (tasch, dpa/1.9.2015)