Das Filmprojekt beruht auf aktuellen Recherchen des Historikers und beleuchtet einen Teil von Segals Familiengeschichte. Es geht um ukrainisches Erdöl, die Wiederansiedelung nach der Vertreibung und jüdische Identität abseits eines religiösen Lebens. Nathalie Borgers hat selbst erst vor kurzem einen Film über ihre Familie, der einen tabuisierten Teil belgischer Kolonialgeschichte beleuchtet, präsentiert. Im Kurzinterview spricht sie über das Filmprojektemachen und die Frage, wie man mit einem biografischen Film auf größere gesellschaftliche Zusammenhänge schließen kann.
Schwarzes Gold und Gelber Stern ist ein Filmprojekt, das im Rahmen der Reihe Projektemacher*innen im MuseumsQuartier öffentlich diskutiert und bearbeitet wird. An welchem Punkt werden Sie im MuseumsQuartier in das Projekt einsteigen?
Nathalie Borgers: Jérôme Segal hat eine unbekannte Geschichte in seiner Familie entdeckt, dazu geforscht und entschieden, darüber einen Film zu machen. Im Zuge seiner Recherchen ist er bis nach Galizien gekommen, wo er bereits gedreht hat. Nun möchte er ein Konzept für den gesamten Film erstellen.
Es gab ja bereits Recherchen von Jérôme Segal. Wo beginnt frau/man üblicherweise mit einem Filmprojekt?
Nathalie Borgers: Dafür gibt es keinen klar definierten Punkt, es kann jederzeit passieren. Jemand recherchiert für sich selbst und entscheidet dann, einen Film zu machen. Ohne ein Minimum an Recherche kann man aber keine Diskussion über die Herangehensweise an den Film führen.
Sie selbst haben bereits in einem Film einen Teil Ihrer Familiengeschichte aufgearbeitet. Wie ist es möglich, anhand eines Filmes über die eigene Familie auf größere historische Zusammenhänge zu schließen?
Nathalie Borgers: Man muss das Universel an der Geschichte finden, das, was alle betrifft. In meinem Fall habe ich den Film in erster Linie deshalb gemacht, weil die Geschichte, die ich erzähle, nicht nur ein Tabu in meiner Familie, sondern auch ein Tabu in der Kolonialgeschichte Belgiens war. Die Geschichte betrifft eigentlich alle Belgier. Familiengeheimnisse sind doch meist im Kern etwas Allgemeines, das alle betrifft.
Wann ist die wichtigste Phase für ein neues Projekt? Ist es tatsächlich so, dass am Anfang alle wichtigen Parameter definiert werden?
Nathalie Borgers: Nein, ein Film ist immer work in progress und ist nicht einmal fertig, wenn er ins Kino kommt, weil er dann seine Wirkung entfaltet. Wichtig ist, sich immer wieder die Frage nach der Geschichte zu stellen und den Film in diesem Sinne weiter zu entwickeln, ohne sich von anderen Einflüssen verwirren lassen. In einer Familiengeschichte ist es wichtig, Distanz zu gewinnen. Aber man muss natürlich irgendwann auch ein klares Konzept haben, und zwar am Ende der Entwicklungsphase.