China liegt als Exportmarkt für Österreich auf Rang 14 – trotzdem würde eine Flaute schaden.

Die Furcht, dass die anhaltenden Turbulenzen an den chinesischen Aktienmärkten auf die Realwirtschaft übergreifen, wächst. So ist der offizielle Purchasing Managing Index (PMI) in China auf den tiefsten Stand seit drei Jahren gefallen. In diesem Index werden verschiedene Daten wichtiger chinesischer Unternehmen (Auftragseingänge, Beschäftigung, Produktion) zusammengefasst und gewichtet. Ein separater Index, der nur die wirtschaftliche Situation in der Industrie erfasst, hat sogar den tiefsten Stand seit März 2009 erreicht.

Inzwischen gibt es auch erste Berichte über Absatzrückgänge in Chinas Nachbarländern. In Südkorea etwa brachen die Exporte im August als Folge der Probleme in der Volksrepublik um beinahe 15 Prozent ein.

Wenig Exporte aus Österreich

Die große Frage unter Handelsexperten in Europa ist derzeit, ob die Schwierigkeiten auch auf die EU übergreifen werden. Auf den ersten Blick besteht aus österreichischer Sicht kein Grund zur Sorge: So belegt China gerade Rang 14 unter den wichtigsten Exportpartnern der Republik. Nur 2,6 Prozent der heimischen Ausfuhren gehen nach China. Ähnlich die Lage in den meisten EU-Ländern. Der größte Teil des Handels findet innerhalb der Union statt, in den meisten Ländern machen die Exporte in die Volksrepublik deutlich weniger als fünf Prozent der Ausfuhren aus.

Ganz anders sieht es aber im Fall von Deutschland aus: China ist hinter Frankreich, den USA und Großbritannien das viertwichtigste Exportland aus Sicht der Bundesrepublik. Waren im Wert von 74 Milliarden Euro wurden zuletzt verkauft (das entspricht 6,6 Prozent der Gesamtausfuhren). "Noch gibt es keinen totalen Importeinbruch in China, sondern nur eine Verlangsamung", sagt der Ökonom Alessio Terzi, der für den Brüsseler Thinktank Bruegel Europas Handelsströme analysiert. "Aber wenn sich die Situation weiter verschärft, könnte das die Wirtschaft in Deutschland und Österreich spürbar treffen."

Österreich via Deutschland betroffen

Wie Terzi darauf kommt? Deutschland liefert vor allem Maschinen und Pkws (im Wert von jeweils 27 Milliarden Euro) nach China. Wenn die chinesische Industrie tatsächlich zu schwächeln beginnt, würde sich das laut Terzi sehr schnell auf die deutschen Pkw- und Maschinenbauer durchschlagen. Gerade sie sind aber die wichtigsten Abnehmer österreichischer Waren im Ausland. Auch für Deutschland wäre ein Einbruch des Wachstums in der Volksrepublik belastend. So sei der starke Anstieg der Ausfuhren nach China einer der Hauptgründe dafür gewesen, dass die Bundesrepublik bisher gut durch die Eurokrise kam, sagt Terzi.

Eine deutliche Abschwächung des Wachstums könnten aber auch längerfristige Folgen haben. Terzi und seine Kollegen bei Bruegel haben vor kurzem eine Studie über die Entwicklung des Handels zwischen Europa und China veröffentlicht. Laut Prognose wird die Bedeutung der Volksrepublik für Europas Unternehmen rasant steigen. Sowohl für Deutschland als auch für Frankreich könnte China bis 2020 der wichtigste Handelspartner werden – wenn nichts dazwischenkommt. (András Szigetvari aus Brüssel, 2.9.2015)