Washington – Eine Standesbeamtin im US-Staat Kentucky setzt sich weiter über die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs zur landesweiten Einführung der Homoehe hinweg. Der Supreme Court hatte einen Einspruch von Kim Davis zurückgewiesen, doch die Beamtin weigerte sich am Dienstag noch immer, gleichgeschlechtlichen Paaren einen Trauschein auszustellen. Die Frau beruft sich auf ihren christlichen Glauben.

Zwei homosexuelle Paare betraten am Dienstag das Amtsgericht in der Kleinstadt Morehead, im Schlepptau hatten sie Journalisten und Bürgerrechtler. Fernsehkameras hielten den Moment fest. "Wir stellen heute keine Heiratsurkunden aus", sagte Davis. Einer der heiratswilligen Männer fragte die Standesbeamtin, woher sie die Befugnis für diese Entscheidung nehme. Davis antwortete, sie handele "unter der Autorität Gottes".

In einem historischen Urteil hatte der Oberste Gerichtshof Ende Juni die Homoehe überall in den Vereinigten Staaten erlaubt. Der Supreme Court erklärte Verbote von gleichgeschlechtlichen Eheschließungen in einer Reihe von Bundesstaaten für verfassungswidrig. Bereits zwei Jahre zuvor hatte der Supreme Court ein Bundesgesetz gekippt, das die Ehe als Bund zwischen Mann und Frau definierte.

Der Widerstand gegen die Homoehe ist in konservativ geprägten US-Staaten im Mittleren Westen und im Süden der USA aber weiter groß. Kentuckys Gouverneur hatte im Juli alle Standesbeamten angewiesen, sich dem Urteil zu fügen. Davis klagte, doch ein Bundesrichter befand, dass religiöse Überzeugungen sie nicht von ihren Amtspflichten entbinden. Auch vor dem Supreme Court scheiterte Davis mit dem Versuch, eine einstweilige Verfügung zu erreichen.

Doch die Standesbeamtin blieb uneinsichtig. "Mein Glauben kann von mir nicht losgelöst werden", sagte sie am Dienstag. "Ich bin gewillt, die Konsequenzen zu tragen, so wie ihr alle Konsequenzen tragen müsst, wenn die Zeit des jüngsten Gerichts kommt." Davis droht nun ein Verfahren wegen Amtsbeugung. (APA, 1.9.2015)