Budapest/Athen – Chaotische Szenen spielen sich weiter an der mazedonisch-griechischen Grenze ab: Hunderte Flüchtlinge harrten am Mittwoch erneut stundenlang unter praller Sonne an der Grenze aus, um einen weiteren Schritt Richtung Westeuropa zu setzen. Um chaotische Zustände zu vermeiden, ließen die Behörden die Menschen in Gruppen von rund 50 Menschen die Grenze passieren.

Anschließend gingen die Menschen auf mazedonischer Seite in Gevgelija zum Bahnhof und nahmen einen Zug nach Serbien. Vorrang hätten Kinder und Frauen, berichteten Reporter vor Ort im griechischen Fernsehen. Die überwiegend aus Syrien, Afghanistan und Pakistan stammenden Flüchtlinge waren in den vergangenen Tagen mit Fähren von den griechischen Inseln zum Festland gekommen.

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Chaotische Szenen an der griechisch-mazedonischen Grenze.
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Demonstrationen in Budapest

In Budapest hingegen demonstrierten den ganzen Tag hindurch Flüchtlinge vor dem Hauptbahnhof der Stadt, um ihre Weiterreise nach Deutschland zu erreichen. Sie riefen laut Medienberichten: "Hungary no! Germany yes!"

Neben dem Budapester Ostbahnhof soll binnen zwei Wochen ein Zeltlager errichtet werden, das vorübergehend 800 bis 1.000 Flüchtlinge aufnehmen kann. Das beschloss das Budapester Stadtparlament am Mittwoch und bewilligte dafür 373 Millionen Forint, rund 1,2 Millionen Euro.

"Das ist zwar nicht unsere Aufgabe, aber wir tun es aus Gewissensgründen, wir müssen die Situation zu unserem eigenen Schutz bewältigen", sagte Oberbürgermeister István Tarlós, ein Parteifreund des rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orbán. Am Ostbahnhof und im angrenzenden U-Bahn-Bereich kampieren seit Dienstag etwa 3.000 Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten des arabischen Raums unter kritischen hygienischen Umständen. Das Chaos werde immer größer, kritisierten Mitarbeiter der Hilfsorganisation Migration Aid. Menschen schliefen demnach auf dem Boden, ihre Versorgung sei nicht gesichert.

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Vorerst keine Weiterreise

Während Flüchtlinge am Montag noch Züge in Richtung Wien besteigen konnten, wird das seit Dienstag unterbunden. Selbst Flüchtlinge mit gültigen Fahrscheinen durften nicht reisen. Die ungarischen Staatsbahnen sicherten den Rückkauf der Fahrkarten bis Dienstagnacht zu, was jedoch unmöglich war, da die Flüchtlinge den Bahnhof nicht betreten durften, wie das Portal nol.hu schrieb.

Die ungarische Polizei erklärte in einer Aussendung am Dienstagabend, dass es vorerst keine Weiterreise für Flüchtlinge geben werde. Die Polizeikräfte am Ostbahnhof sollen demnach durch Mitglieder der örtlichen Bürgerwehr verstärkt werden, da sich die Zahl der Flüchtlinge drastisch erhöht habe.

Keine Sonderzüge aus Österreich

Österreich setzt zunächst keine Sonderzüge für Flüchtlinge aus Ungarn ein. "Wir haben ganz normal unser Zugangebot", sagte Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) am Mittwoch. Er ist auch für die ÖBB zuständig, in deren Zügen in den vergangenen Tagen tausende Flüchtlinge aus Ungarn über Österreich nach Deutschland gekommen waren.

Ob und wie viele Asylsuchende die Züge in Budapest besteigen, hänge von den dortigen Behörden ab, sagte Stöger. "Die Koordination an den Bahnhöfen läuft. Die ungarischen Behörden gehen in Budapest in ihrem Aufgabenbereich vor." (APA, 2.9.2015)