Feldkirch – Die Polizei braucht rund zweimal täglich die Unterstützung von Ärzten und Ärztinnen bei Einsätzen. In Vorarlberg ist diese aber nicht rund um die Uhr und nicht flächendeckend gewährleistet. Das soll sich durch die Einführung einer elektronischen Buchungsplattform für Bereitschaftsdienste ändern, für die sich alle Vorarlberger Ärztinnen und Ärzte freiwillig melden können.

Untersuchungen nach dem Unterbringungsgesetz – nötig etwa für die Einweisung in die Psychiatrie –, Hafttauglichkeitsuntersuchungen und kriminalpolizeiliche Totenbeschauen zählen zu den öffentlich-rechtlichen Aufgaben, für die die Polizei in Bregenz, Feldkirch, Lustenau und dem Montafon nur mit Mühe oder gar nicht Ärzte fand.

Sensible Aufgabe

Polizeieinsätze sind häufig, schildert der Bregenzer Stadtarzt Wilhelm Gruber. Auf zwei kann er in den Stunden vor der Pressekonferenz verweisen: Um vier Uhr nachts holte ihn die Polizei zu Hilfe, weil ein randalierender Drogenabhängiger vehement nach Medikamenten verlangte. Zwei Stunden später wurde Gruber ins Krankenhaus gerufen, weil eine Jugendliche in die Psychiatrie eingewiesen werden musste.

Im Durchschnitt braucht die Polizei bei zwei Einsätzen pro Tag ärztliche Unterstützung, sagt der Bludenzer Stadtarzt und leitende Polizeiarzt Kurt Jenny. Die Arbeit sei anspruchsvoll: "Da ist oft ein Spagat nötig zwischen Behördenauftrag und medizinisch-ethischem Auftrag."

Fehlende Bereitschaft

In der Vergangenheit habe es an Ärzten gefehlt, kritisiert der Polizeiarzt. "Es kam gar keiner, oder der gerufene Arzt musste sich dann als nicht kompetent erklären." Prekär sei die Situation in manchen Regionen auch in Altenheimen. Jenny: "Nach 22 Uhr gibt es keinen Bereitschaftsdienst mehr, die Heimleitung hat dann keinen Ansprechpartner, beispielsweise bei Todesfällen."

Land finanziert Pilotprojekt

Ab November soll die Ärztebereitschaft flächendeckend garantiert sein, sagt Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (VP). Bernhard, selbst Arzt, hätte gerne eine schnellere Lösung des Problems bewirkt. Das sei aber an bürokratischen Hürden wie unterschiedlichen Zuständigkeiten gescheitert.

Das Land investiert 420.000 Euro in das Pilotprojekt, das bis Ende 2016 laufen soll. Gemeinsam mit Polizei, Gemeindeverband, Rotem Kreuz und der Ärzteschaft wurde eine elektronische Buchungsplattform für freiwillige Bereitschaftsdienste bei der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle eingerichtet. Theoretisch könnten sich alle 4.000 Vorarlberger Ärztinnen und Ärzte für Dienste eintragen. (Jutta Berger, 2.9.2015)