Für das Montforthaus in Feldkirch in Vorarlberg entwickelte Zumtobel mit dem Lichtplanungsbüro Belzner Holmes eine LED-Sonderleuchte, die stufenlos von 100 auf 0 Prozent gedimmt werden kann.

Foto: Zumtobel

Dornbirn – Im internationalen Jahr des Lichts sollen auch beim Leuchtenkonzern Zumtobel einige neue Lichter angeknipst werden. Für CEO Ulrich Schumacher ist 2015 ein wichtiges Jahr in der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens: "Unser Geschäft muss sich noch mehr in Richtung Dienstleistung bewegen."

Konsequent will man von Dornbirn aus die Mehrmarkenstrategie des Konzerns verfeinern. Mit den Leuchtenmarken Zumtobel und Thorn (das britische Unternehmen wurde 2000 übernommen) und dem Komponentenhersteller Tridonic, das als "elektronisches Gehirn" der Zumtobel Group gilt, will man Vordenker einer Branche sein, die vom raschen Technologiewandel geprägt und gebeu-telt ist.

Die Dornbirner, das Unternehmen wurde 1950 als "Elektrogeräte- und Kunstharzpresswerk W. Zumtobel KG" gegründet, bieten Unternehmen für den Umstieg auf die LED-Technologie neue Dienstleistungspakete. Nach dem Glühbirnenverbot sei das Renovierungspotenzial enorm, sagt Christoph Mathis, Leiter Produktmanagement von Thorn Indoor. Doch der Einstieg ins Zeitalter der Leuchtdioden ist für Unternehmen kostenintensiv.

All inclusive

Das Geschäftsmodell "Now!" soll den Einstieg erleichtern. Licht gibt es dann quasi all-inclusive: Das Paket beinhaltet Bestandsaufnahme, Lichtdesign, Projektleitung, Elektroplanung, Installation, Inbetriebnahme, Abnahme, Finanzierung und die jährliche Wartung. Erste Projekte wurden in der Autoindustrie, in Supermärkten und einem Logistikunternehmen umgesetzt.

Energieoptimierung und Effizienzsteigerung sind die wesentlichen Vorteile der LED-Technologie. Leuchtdioden können bis zu 100.000 Stunden halten. Zu sparsam und langlebig soll ein weiteres Adjektiv kommen: smart. Verbunden mit Sensoren können Leuchten die Helligkeit im Raum erkennen und optimieren. Je nach Tageszeit oder Nutzung, beispielsweise im Handel, kann die Lichtfarbe verändert werden, schwärmt Mathis von intelligenten Lichtsystemen. Ziel sei im-mer, dem optimalen Licht, dem Sonnenlicht, möglichst nahe zu kommen.

Dazu bedarf es aber der Forschung und Neuentwicklung. Mit der Beteiligung am europäischen Forschungsprojekt "OpenAIS" (Open Architectures for Intelligent Solid State Lighting Systems) sollen Standards für "internet- connected lighting", vernetzte Beleuchtungssysteme, geschaffen werden. Christian Moormann, Head of Global Technology Tridonic: "Das Projekt befähigt uns, die Entwicklung eines offenen Standards für vernetzte und intelligente Beleuchtung voranzutreiben." Der Vorteil für die Nutzer ist, dass Licht zum wesentlichen Faktor des Gebäudemanagements wird. So kann mit Sensoren festgestellt werden, wie ein Gebäude genutzt wird. Durch Optimierung werden Energie und Kosten gespart.

Komplexe Wechselwirkung

Einsparungen sind auch Thema eines weiteren Forschungsprojekts. Zusammen mit dem Bartenbach-Lichtlabor und der Universität Innsbruck wird ein einfaches Tool entwickelt, mit dem der Gesamtenergiebedarf errechnet werden kann. Lichtplaner Oliver Ebert: "Wir möchten damit Aussagen zur komplexen Wechselwirkung von lichttechnischen und thermischen Einflüssen auf den Energiebedarf eines Gebäudes machen können." Ein praktisches Beispiel: Werden Sonnenschutz und Lichtsystem optimal gesteuert, mindert das den Heiz- oder Kühlbedarf.

Der Wandel vom Leuchten- zum Gesamtanbieter hat auch Berufsbilder verändert. Christoph Mathis: "Früher hat man Blech gebogen, Kunststoff verarbeitet, zusammengeschraubt. Heute brau-chen wir immer mehr Softwareelektroniker."

Aktuell arbeiten für Zumtobel 7234 Beschäftigte in 14 Produktionsstätten auf vier Kontinenten. Im letzten Geschäftsjahr erreichte das seit 2006 börsennotierte Unternehmen einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro, Jahresergebnis: plus 11,9 Millionen Euro. (Jutta Berger, 4.9.2015)