Vom Flughafen Wien aus werden bald zwei Billig-Ableger der Lufthansa, Eurowings, starten. Dagegen wehren sich die Lufthansa-Piloten.

Foto: Robert Newald

Wien – Es fügt sich gut als Statement in das Referat von Lufthansa-Chef Carsten Spohr: "Die AUA fliegt kommende Woche letztmals Dubai an." Wie berichtet, streicht die heimische Airline nach fast 20 Jahren die Destination aus ihrem Streckennetz, weil sie sich nicht rechnet. Damit hat Emirates den Konkurrenzkampf auf der Strecke Wien-Dubai für sich entschieden. Und Carsten Spohr hat ein schlagkräftiges Argument, das beim Symposion zum Thema "Zukunft der Luftfahrt" in Wien in mehrfacher Hinsicht einsetzbar ist.

Europas Airlines sehen sich mit den Golfairlines zusehends einer schlagkräftigen Konkurrenz ausgesetzt, die sich nicht nur staatlicher Unterstützung erfreut, sondern in der Regel auch weit weniger Ballast rund um das Personal – hohe Standards und Niveaus bei Gehältern und Arbeitsrecht – mit sich schleppt.

Flugticketabgabe

"Wir brauchen die Politik", sagt Spohr in Richtung Vorredner Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) und wünscht sich von den Österreichern, "dass sie die Deutschen überholen", zumindest was die – seit langem von der Branche geforderte – Abschaffung der Flugticketabgabe betrifft. Eine Absenkung könnte sich Stöger vorstellen, hatte er zuvor kundgetan, wenn sie geeignet sei, Investitionen in den Standort auszulösen und die Wertschöpfung in Österreich zu steigern. Dass sich Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) davon überzeugen lässt, dessen ist sich Stöger aber nicht gewiss. Nicht nur "unnötige Sonderabgaben" wie diese würden die Luftfahrtbranche behindern, sagt Spohr und nimmt nicht nur die heimische Politik in die Pflicht. Nachtflugverbote wie jenes in Frankfurt würden der Konkurrenz – etwa am Bosporus – in die Hände spielen.

Was die Probleme im eigenen Haus betrifft – die Lufthansa-Piloten drohen erneut mit Streik -, so hofft Spohr, weitere Streiks bei der Lufthansa abwenden zu können. Falls doch nicht, dann sei das der Preis, "den wir zahlen müssen". Die Lufthansa stecke derzeit "im härtesten Arbeitskampf der Geschichte". Es gehe darum, die Lufthansa zukunftsfähig zu machen und Privilegien wie die Altersversorgung, "die kein Kunde mehr bezahlt", loszuwerden. Der Lufthansa-Vorstand hat ein Angebot der Pilotengewerkschaft zu einem "Bündnis für Wachstum und Beschäftigung" abgelehnt. Die Piloten legten die AUA-Mutter seit Frühjahr 2014 bereits zwölfmal lahm.

Zu wenig Gewinn

Die AUA sei da schon weiter – allerdings noch keineswegs am Ziel. Die österreichische Tochter schreibe zwar keine Verluste mehr, die Schweizer Schwester Swiss habe aber die Bestellung von neuen Langstreckenflugzeugen aus eigener Kraft gestemmt. "Für die AUA reicht der Gewinn noch nicht."

Was Österreich betrifft, so sieht Spohr noch Potenzial am Billigflugmarkt – der Anteil am Luftverkehr liege in Österreich und Deutschland bei 15 Prozent, wohingegen manche europäische Länder auf 50 Prozent kämen. "Wir wollen das Geschäft nicht den englischen Konkurrenten überlassen". Die Dachgesellschaft Eurowings Europe ist ja vor kurzem in Wien gegründet worden, was den Konflikt mit den Lufthansa-Piloten weiter anheizt. Am Flughafen Wien werden vorerst zwei Eurowings-Flugzeuge stationiert. Wie viele es in Zukunft sein könnten, will Spohr nicht beantworten. Nur so viel: Die Billigschiene Eurowings soll wachsen, von derzeit 90 Flugzeugen auf 100 im kommenden Jahr. "Wir sehen in Österreich noch Bedarf." (Regina Bruckner, 2.9.2015)