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Flüchtlingsnummerierung im Bahnhof von Breclav.

Foto: AP, CTK/Igor Zehl

Prag/Budapest/Wien – Tschechien hindert syrische Flüchtlinge nicht mehr an der Weiterfahrt nach Deutschland. Die tschechische Fremdenpolizei bringe aufgegriffene Syrer, sofern sie in Ungarn Asyl beantragt haben, ab sofort nicht mehr in Abschiebelager, sagte eine Polizeisprecherin der Agentur CTK.

"Wir lassen sie mit der Maßgabe frei, innerhalb von sieben Tagen das Land zu verlassen, und begleiten sie zum Bahnhof", erklärte sie. Alternativ werde den Flüchtlingen angeboten, in Tschechien Asyl zu beantragen.

Damit reagiere Tschechien darauf, dass Ungarn die Flüchtlinge nicht länger zurücknehme, hieß es zur Begründung. Nach dem Dubliner Abkommen ist eigentlich das Land für das Asylverfahren zuständig, in dem ein Flüchtling zuerst EU-Gebiet betreten hat.

Migranten nummeriert

Die tschechische Polizei irritiert mit Methoden bei der Registrierung von Flüchtlingen. Bei einer Polizeiaktion an der tschechisch-österreichischen Grenze, bei der in der Nacht auf Dienstag mehr als 200 Migranten aus den aus Österreich und Ungarn kommenden Zügen geholt wurden, nummerierten die tschechischen Polizeibeamten die Flüchtlinge und schrieben ihnen Ziffern auf die Hand.

Wie die Nachrichtenagentur CTK berichtete, teilte die tschechische Polizei bei der Aktion auf dem Bahnhof von Breclav die Flüchtlinge in Gruppen, damit die Familienangehörigen zusammen bleiben könnten, und vergaben Nummern. Auf CTK-Fotos ist zu sehen, wie eine Polizistin in Handschuhen mit einem blauen Stift Ziffern auf Hände von Frauen schreibt. Auch die Kinder im Bild haben Nummern auf ihren Handrücken. Während das Vorgehen in Tschechien kaum kommentiert wurde, gab es im Kurznachrichtendienst Twitter zahlreiche internationale Reaktionen. Kritisiert wurde, dass die Ziffern am Arm an Konzentrationslager und den Holocaust erinnerten.

Bei der Aktion am Dienstag waren insgesamt 214 Flüchtlinge – darunter 61 Kinder – aus Zügen, die aus Österreich und Ungarn kommend Richtung Deutschland unterwegs waren, geholt. Die Flüchtlinge kamen vorübergehend in Polizeiturnhallen der Städte Breclav und Hodonin unter, bevor sie in Erstaufnahmelager gebracht werden. (APA, 2.9.2015)